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11.07.2022 Alle zurück!

Montag! Wie herrlich, nach den 3 anstrengenden Tagen des Wochenendes wieder einen Tag ohne An- und Abreise zu haben. Die nächsten Tage soll es sehr warm werden. Das ist natürlich perfekt, aber zum wandern war heute die perfekte Temperatur, denn die Wärme nimmt gerade erst Anlauf. Schon lange habe ich eine tolle Tour im Hinterkopf und heute startete ich also, diese zu machen. Zunächst wollte ich mit der Kanzelwandbahn nach oben fahren, dann über den Kanzelwandgipfel auf den Grat zur Hammerspitze (2.170 Meter) aufsteigen und dann über die Wannenalpe, die Vorder- und die Hinterwildenalpe zur Fluchtalpe absteigen und über das Wildental wieder nach Hause laufen. So war zumindest der Plan!

Gestartet bin ich kurz vor halb drei. Das ist eine tolle Zeit, da dann die meisten Gäste schon die Bergtour beenden und es herrlich ruhig wird am Berg.Wie geplant, ging es mit der Kanzelwandbahn nach oben und dann auf direktem Weg bis knapp unter den Kanzelwandgipfel. Wie immer, waren hier viele Gäste auf dem Gipfel. Von der Bahn aus ist er in wenigen Minuten zu erreichen, ebenso aber auch über die beiden Klettersteige oder auch über den Krumbacher Höhenweg. Mein Gipfel - die Hammerspitze - lag jedoch rechts davon. Wegweiser führen ab der Abzweigung in alle Richtungen, aber der Weg über den Grat ist nicht beschildert und nicht markiert. Er setzt absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit voraus. Kein Problem - das habe ich beides!

Direkt hinter mir machte sich eine 10köpfige Männergruppe mit großem Übernachtungsrucksack und Klettersteigausrüstung auf den gleichen Weg. Es war ein lustiger Haufen eines schwäbischen Sportvereines. Ihr Ziel war über die Hammerspitze und die Wannenalpe auf die Fiderepasshütte und morgen dann über den Mindelheimer Klettersteig. Das ist wunderschön und wir schwätzten ein bisschen über die Tour. Schon nach der Hälfte der Strecke überholten mich 5 Männer, denn zum Fotografieren MUSS ich auf dieser Strecke immer stehen bleiben. So war ich also mittendrin und da sich die Männergespräche permanent um Autos drehte, bin ich jetzt in Sachen Antriebstechnik und autonomes Fahren ziemlich gescheit geworden!

Wenn ich alleine am Berg oder auf "wilderen" Strecken mit dem Rad unterwegs bin, dann schicke ich Floh immer meinen Standort per WhatsApp. Falls ich nicht mehr nach Hause komme, dann weis er wenigstens, wo ich liege. Die letzten 20 Minuten bis zum Gipfel sind extrem felsig und weglos. Ich war ja genau in der Mitte der Gruppe, als plötzlich hinter uns: "Haltet mal!" gerufen wurde. Werner - der letzte Mann - saß wie ein Häufchen Elend in den abschüssigen Felszacken und konnte nicht mehr weiter. Er war käsebleich. Sofort kletterte der Gruppenführer vorsichtig um uns herum einen Umweg zurück und sprach mit ihm. Dann kam die kurze aber klare Ansage: "Alle zurück!" Respekt! Ohne einen Kommentar drehten sich sofort alle Männer um und begannen vorsichtig mit dem Rückstieg. Ich war ja mitten drin und drehte mich also auch um, denn bei mir war es so steil, dass Niemand vorbei konnte. Als wir wieder besser standen, da meinten die anderen... "gehst Du auch zurück?" "Klar, sagte ich... es hat ja geheißen ALLE ZURÜCK!" Irgendwie war es so nett mit der Gruppe, da habe ich mein Wanderziel einfach auf das nächste Mal verschoben.

Als wir wieder fast am Anfang der Strecke angekommen waren, da bogen die Männer dann in den Krumbacher Höhenweg ab, um zur Fiderepasshütte zu laufen. Das ist ein guter Weg und nach ca. 2 Stunden sollten sie dann ihr Tagesziel auch geschafft haben. Hoffentlich geht es Werner morgen so gut, dass er mit auf den Mindelheimer Klettersteig kann. Heute sah er nicht gut aus!

Ich habe mich dann entschieden, über den Gundsattel und das Kanonenrohr zur Riezler Alpe (nicht bewirtet) zu laufen und von dort den wurzeligen Abstieg ins Tal zu machen. Der Abstieg ist kurz, steil und knackig und sollte nicht mit "angeschossenen" Gelenken gelaufen werden. Fast ganz unten überholte ich noch eine Frau, die sich in Zeitlupe abwärts quälte. Das kann man sich wirklich sparen und dann lieber mit der Gondel ins Tal fahren. Lohnenswert ist jedoch die Strecke durch das Kanonenrohr. Früher war dies eine Alpe mit Viehbesatz, aber seit vielen Jahren gibt es dort keine Tiere mehr und die Vegetation ist dort sehr besonders.

Viel zu früh kam ich also wieder nach Hause und stand einem sehr erstaunten Floh gegenüber, der mich ja über gps verfolgt hatte und sich schon fragte, warum ich so kurz vor dem Gipfel umgedreht bin. Kein Problem - da ist einfach noch ein bisschen länger Vorfreude auf eine ganz tolle Wanderung. Ich berichte Ihnen dann natürlich wieder!

Sonnige Grüße von Regine