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31.08.2022 Auf den Himmelschrofen

ging es heute an unserem freien Nachmittag. Südlich von Oberstdorf gelegen trennt der Himmelschrofen (1.791 Meter hoch) und der bis zur Trettachspitze verlaufende Grat das Trettachtal auf der östlichen Seite vom Stillachtal auf der westlichen Seite. Geparkt haben wir am Renksteg in Oberstdorf, um die 929 Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Der Himmelschrofen ist wirklich kein Berg für eine gemütliche Wanderung, auch wenn es zunächst auf breiter Straße zum Oberstdorfer Golfplatz und dann bis zum Schloßwies noch nach einer "Schluffi-Tour" aussieht. Ab hier wird es knackig! Fast der komplette Aufstieg führt auf schmalem Weg steil durch den Wald und ein paar Lichtungen nach oben. Kein Wunder, dass kein offizieller Wanderweg auf diesen so wunderschön gelegenen Berg von Oberstdorf führt. Auf den Wanderkarten ist der Weg nur als dünn strichlierter Weg eingezeichnet, was "nicht markierter Steig" bedeutet.

Floh war unser Wanderführer. Wie eine Schweizer Uhr läuft er ein gleichmäßiges Tempo - dicht verfolgt von meinen Schwestern und mir. Nur ab und zu gab es eine kurze Pause, denn der Ausblick auf Oberstdorf ist schon nach wenigen Höhenmetern unglaublich schön. Meter um Meter ging es nach oben - oft schweigend, denn wir brauchten die ganze Luft zum atmen und laufen. Ab und zu kam eine kurze Höhenangabe von Floh... klar - wir kamen dem Gipfel immer näher, aber manches Mal hatten wir auch das Gefühl, pro Schritt einen Höhenmeter zu machen und dann hätte der Gipfel ja längst da sein müssen.

Umso höher wir kamen, umso mehr Berghütten und Alpen kamen auch auf den umliegenden Bergen zum Vorschein. Die meisten davon kenne ich!

Als wir an den ersten Lawinenverbauungen vorbei liefen, sagte Karin, dass ein Gast von ihr einmal gefragt hätte, ob diese im Winter zusammengeklappt werden und dann da die Schipiste ist? Diese Idee sorgte für viel Erheiterung! Nein - es sind natürlich Stahlschneebrücken, die bis zum 4 Meter hoch sind und bis zu 2,5 Tonnen Schnee pro Quadratmeter aufnehmen. Sie werden im Anbruchgebiet einer Lawine montiert, sodass sich die Lawine erst gar nicht losreissen und ins Tal donnern kann! So schützen sie die darunter liegenden Orte und auch Schipisten...

Nun waren wir schon auf dem Grat, Nicht einmal einen Meter breit ist das nichts für Schwindlige, aber was für ein Ausblick! Links im Trettachtal liegt auf 916 Meter der Christlesee. Er wird durch starke Quellen, die auch zur Oberstdorfer Wasserversorgung gehören, gespeist und ist im Sommer immer zu kalt zum baden und friert im Winter selbst bei 20 Grad minus niemals zu!

Rechts im Stillachtal ist fast auf gleicher Höhe die Schiflugschanze und der daneben liegende Freibergsee - auf 930 Meter der höchstgelegene Badesee von Deutschland zu sehen.

Nun war es nicht mehr weit bis zum Gipfel. Wir waren noch keiner Menschenseele begegnet und das sollte auch bis zu unserer Rückkehr am Fuß des Himmelschrofen so bleiben! Dafür entdeckten wir einen Hirsch und später noch eine Gemse und hoch über uns ein paar Gleitschirmflieger. Wie immer sind am Gipfelkreuz sofort alle Mühen des langen Aufstieges vergessen. Das ist keine "Otto-Normalverbraucher-Wanderung", aber wer es geschafft hat, der wird mit einem Blick weit hinein in die Orte des Oberallgäus und in die umliegenden Allgäuer Alpen mehr als belohnt.

Nach einer ausgiebigen Brotzeit war es Zeit für den Rückweg. Auf gleicher Strecke sind wir nun wieder nach unten. Wir hatten alle Stöcke dabei - das hält viele harte Schläge von den Knien ab! Ich habe gemerkt, dass ich mir nicht immer das gleiche wünsche... als wir im Aufstieg eine kurze Fotopause einlegten und Floh verkündete, wir seien nun auf 1.400 Meter Höhe, da wünschte ich mir, es wären schon 1.700 Meter Höhe... an der gleichen Stelle abwärts wünschte ich mir, es wären hier schon 1.100 Meter...

Was für ein herrliches Gefühl, plötzlich wieder auf breiter, ebener Strecke zu laufen! Wir waren also fast unten! Um nicht die ganze Strecke am Golfplatz vorbei laufen zu müssen, entschieden wir uns, die Abkürzung durch die Kuhweide zu nehmen. Da meinte meine Schwester Karin: "So, so... kennt Ihr eigentlich den Witz?: Läuft ein Ehepaar eine Abkürzung über eine Weide. Kommt der Bauer, und als Erklärung geben die Beiden an... wenn wir diesen Weg nehmen, dann schaffen wir noch den Bus um sechs!" Sagt der Bauer:" Wenn der Bulle sie sieht, dann schaffen sie noch den um halb sechs!" Also - alles ging gut, aber als wir am Ende wieder über den Zaun kletterten, da hatten wir alle vier die gleichen Probleme, die Füße so weit nach oben zu kriegen - der Muskelkater vom vielen Abwärts-Laufen gab bereits ein erstes Zeichen!

Es war ein grandioser Tag. Müde und glücklich kamen wir wieder am Auto an.

Berg heil von Regine