29.09.2022 Die Breitachklamm
ist ohnehin zu jeder Jahreszeit beeindruckend. Am schönsten ist sie jedoch im Frühjahr, wenn sich tausende Kubikmeter Schmelzwasser durch die Klamm stürzen. Für das Wasser ist der Weg durch die Klamm - oft im Wasserweg nur 1 Meter breit - die einzige Möglichkeit, aus unserem 97 qkm. großen Tal zu fließen. Sieht die Breitach in Baad oder Bödmen noch ganz gemütlich aus, so erhält sie mit jedem Seitenfluß mehr Wasser und wird lebendiger und wilder.
Das perfekte Klamm-Wetter ist bei Regen. Entstanden ist die Klamm vor etwa 10.000 bis 15.000 Jahren, als die Gletscher geschmolzen waren und sich der wilde Fluß in das weiche Gestein geschnitten hat. Nur ca. 2,5 Kilometer lang ist sie bis zu 150 Meter tief, und über viele überhängende Felsen spritzt und tropft das Wasser herab. Zahlreiche Wasserfälle machen bei Regen die Klamm noch spektakulärer.
So war also am Dienstag perfektes Klamm-Wetter. Es regnete! Wir sind ab der Walserschanze gelaufen. Zunächst einige Meter der Straße entlang, bis nach links der Weg durch die Wiese abzweigt. Nun ging es steil nach unten, denn der Weg führt über die einzige Verbindung auf die andere Felsseite - den Zwingsteg. Von hier gibt es einen ersten Blick in die Fluten. Nur kurz, denn schon ist die kleine Brücke überquert und durch den Wald führt es in moderaten Kurven wieder nach oben, bevor wir rechts in den teilweise steilen Kiesweg zum unteren Eingang gelaufen sind.
Die Breitachklamm wird von unten nach oben gelaufen. Im Kassenhäuschen gibt es schon viele interessante Informationen über dieses Naturschauspiel - direkt nach der Grenze gelegen ist sie die tiefste Klamm der Bayerischen Alpen und die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas. Kein Wunder, dass jährlich über 300.000 Menschen die Klamm durchwandern! Sehr schön ist auch im 1. Stock des Gebäudes ein kleines Kino. Alle 15 Minuten wird hier ein Film über die Klamm wiederholt. Dieser ist wirklich sehr empfehlenswert!
Die ersten Meter nach dem Kassenhäuschen lassen noch nicht erahnen, wie spektakulär es wenige Minuten später sein wird. Ich war hier schon oft und trotzdem bin ich jedes Mal wieder begeistert, wie unfassbar toll es hier ist! Immer steiler und enger ragen die Felsen rechts und liks aufwärts. Immer enger wird das Flußbett und zwingt so das Wasser in immer höherer Geschwindigkeit durch die Felsen zu stürzen. Trotzdem lohnt es sich, nicht nur ins Wasser zu starren. Es gibt auch total viel Grün an den steilen Felsflanken. An Regentagen ist es überall nass... das ist aber kein Minus für die Klamm, sondern eine perfekte Ergänzung zum Wasserthema.
Plötzlich wird das Bachbett wieder breiter, die Felsen stehen weiter auseinander und das wilde Spektakel wird wieder zum normalen Flußlauf. Nach einigen Stufen über die Eisentreppe erreichten wir das obere Kassenhäuschen und liefen dem Bach entlang Richtung Walserschanze. Hier ist die Möglichkeit, zur Bushaltestelle zu laufen und mit dem Bus zurück nach Riezlern zu fahren. Wir hatten noch Zeit und sind einfach weiter der Breitach entlang zurück nach Riezlern.
Unbedingt stehen bleiben lohnt sich noch am Kiesbett, welches plötzlich an der Breitach sichtbar wird. Hunderte Steinmännchen wurden hier von vielen vorbeikommenden Wanderern gebaut. Leider ist mein Kunstsinn schon von Geburt an dermaßen verkümmert, dass ich bei den meisten hochbezahlten Kunstobjekten erst einmal nachlesen muss, was der Schmarren sein soll, aber bei den Steinmännchen könnte ich stundenlang verweilen. An dieser Stelle sind sie einfach nur schön - technisch sauber aufeinander gestapelt und ausbalanciert, halten sie auch Regen und Wind stand. Früher wurden die Steinmännchen übrigens im Gebirge errichtet, um den Weg zu markieren und die Orientierung zu erleichtern. Heute noch werden sie weltweit errichtet, auch wenn sie für diesen Zweck längst nicht mehr gebraucht werden.
Kurz vor dem Waldhaus entschieden wir uns über Fuchsloch und Straußberg in die Schwende abzubiegen. Wir waren für den Nachmittag ganz auf Regen eingestellt, aber es nieselte nur zeitweise und kaum in Straußberg angekommen, riss der Himmel auf und wir erwischten noch ein paar Sonnenstrahlen.
Auf der Schwendebrücke trafen wir dann noch auf eine Schülergruppe, die das Bergabenteuer bei der Bergschule gebucht hatten. Als Schlußpunkt des Abenteuer-Tages werden dann alle Teilnehmer über die Brücke rund 40 Meter abgeseilt. Also... Klettergurt an, Seil einhängen, über das Brückengeländer klettern und dann die ersten Meter im praktisch freien Fall nach unten stürzen, bevor das Seil anspannt und die letzten Meter dann langsam der Erdboden wieder näher kommt. Als wir gerade zuschauten, wie die Kinder nacheinander mit lautem Geschrei über die Brücke gingen, da wurde auch die Lehrerin angeseilt. Sie wurde von den anderen Kindern angefeuert: "Frau Klingenbach, geben Sie uns einen coolen Schrei!". Ich glaube, Frau Klingenbach steht jetzt in der Gunst ihrer Schützlinge ganz oben... ihr Geschrei hätte auch ein Erdbeben auslösen können!
Es war wieder ein wunderschöner Nachmittag. Der einzige Wehrmutstropfen war, dass wir nicht eingekehrt sind....
Sonnige Grüße von Regine