03.09.2024 Ein Klassiker... Ochsenhofer Scharte und Schwarzwassertal
Liebe Kasimir-Gäste,
es gibt einfach zu wenige Dienstage im Jahr... so viele Wanderungen stehen noch auf meiner Wunschliste, aber es gibt nur noch wenige Dienstag Nachmittage bis zum Ende der Wandersaison. Also entschieden wir uns heute für die Wanderung über die Ochsenhofer Scharte. Habe ich diese Wanderung stets als einfache Genusstour empfunden, so wurde mir heute so richtig bewußt, dass sie gar nicht so leicht ist. Das liegt vielleicht an meinem zunehmenden Alter - oder an der Lady im Südstaaten-look.
Erst einmal von vorne: Wie so oft brachte uns der Walserbus an den Ausgangspunkt unserer Wanderung - diesmal nach Mittelberg. Von dort sind es ja nur wenige Meter bis zur Walmendingerhornbahn, und in 7 Minuten schwebten wir die 740 Höhenmeter hinauf zur Bergstation (1.948 m). Was für ein grandioser Aussichtsberg! Heute sind die Fotos nicht so schön leuchtend geworden, denn der Himmel war mit einem dünnen Wolkenschirm bedeckt. Dafür war die Temperatur einfach genial.
Nichtwanderer genießen die herrliche Terrasse und die vielen Liegestühle. Für Wanderer geht es gleich steil bergab. Schon in der ersten Kurve warnen mehrere Schilder vor dem steilen und steinigen Weg und trotzdem hält es auch so manchen bergunfähigen Spaziergänger nicht davon ab, weiter zu gehen. Der erste Teil der Strecke ist breit, steinig und steil, aber ist dieser Weg geschafft, dann geht es unterhalb der "Oberen Lüchlealpe" wunderschön und sehr flach durch das Alpgebiet Lüchle. Das Alpbuch dort weist erste Einträge im Jahr 1622 auf. Die "Obere Lüchlealpe" wurde vor ca. 30 Jahren gebaut und wird sowohl im Sommer als auch im Winter gastronomisch genutzt.
Für uns ist diese Einkehr immer viel zu früh - also sind wir schnurstracks darunter durchgelaufen. Läuferisch war dies die schönste Etappe des heutigen Tages. Schon bald tauchte jedoch der Wegweiser zur "Ochsenhofer Scharte" vor uns auf und nun ging es auf die einzige Aufwärtsetappe auf dieser Strecke. Sind die ersten Höhenmeter auch gleich das Zünglein an der Waage, so brachte uns der steile Weg über blanken Fels auch schnell in die Höhe. Wie unglaublich schön ist es hier! Unter uns weideten die Kühe, Rinder und Pferde auf der Stierhofalpe. Der Sommer hat sich schon aus den höheren Vegetationszonen verabschiedet. Dafür blühen schon die Silberdisteln und nicht mehr lange, bis sich Gräser und Büsche bunt verfärben.
Stetig zieht der Weg nun bergwärts. Wenige Minuten unter unserem heutigen Bergziel kamen wir um die Ecke und da war sie... die pinke Lady im Südstaaten-look. Eine Frau - etwa in unserem Alter - mit Riesenhut, pinker Riesenbluse und pinker Hose. Es gibt so viele Fleckchen auf unserer Erde und sie war ausgerechnet hier! Komplett mit dem Berg überfordert, tapste sie unsicher auf dem schmalen Wanderweg vor sich hin. Jeder Schritt eine Herausforderung. Behende liefen wir an ihr und ihrem Mann vorbei und versuchten sie mit der Aussicht auf die nahe Ochsenhofer Scharte aufzumuntern.
Schon lange saßen wir an der Scharte (1.850 m) - zwischen den Ochsenhofer Köpfen und dem Grünhorn- und genossen das Bergpanorama. Da kamen sie endlich auch an. Ich bin sicher, sie waren seit dem frühen Vormittag unterwegs und sie pfiff definitiv schon auf dem letzten Loch. Inzwischen war es nach 15 Uhr und wir machten uns wieder auf - zeitgleich mit den Beiden, die keine Zeit mehr für eine Pause hatten. Entsetzt schaute die Frau in die Scharte und fragte uns, wie das hier weitergeht. Ja - die Durchschreitung der Scharte ist nicht lange, aber der Kamin ist steil und eng und erfordert einige Male die Zuhilfenahme der Hände. Dann geht es bald wieder gemütlicher zu und in großem Bogen unterhalb des Grünhorns und des Steinmandls erreichten wir die Schwarzwasserhütte. Im Besitz des Deutschen Alpenvereins liegt die Hütte auf 1.620 Meter. Schon ein bisschen in die Jahre gekommen, aber mit urigem Scharm und sehr tollem Essen (für den Kaiserschmarren laufen viele Gäste extra hierher!!!) ist hier ein tolles Plätzchen für eine Rast.
Im letzten Winter führte uns auch eine Winterwanderung von der Auenhütte hierher - zweifellos eines der ganz besonderen Erlebnisse und im Winter auf gut planiertem Wanderweg viel leichter zu laufen als im Sommer!
Ein Blick zurück zur Scharte zeigte viel Grün der Wiesen und Büsche... und ein pinker Fleck im obersten Drittel machte uns klar, dass die Frau nur mit Glück noch vor der Dämmerung an der Auenhütte sein würde - wenn sie es überhaupt schafft. So möchte ich dieses Erlebnis als Appell an sie nutzen: es gibt immer einen Weg vor und einen Weg zurück - und manchmal gibt es auch eine Alternativ-Route. Wenn Sie sich auf einer Wanderung komplett überfordern, macht das weder Spaß noch Sinn.
Nun waren wir schon an der Melköde. Völlig anders taucht nach den vielen Berghängen eine große, flache Ebene auf. Am Fuße des Walmendingerhorns/Muttelbergs liegen die 2 Alphütten. Wunderschön ist der wilde Wasserfall hinter den Hütten und der Blick auf eine ganz besondere Seite des Hohen Ifen. Die Milch der 30 Kühe wird zu Bergkäse verarbeitet - außerdem wird auf der Alpe Butter, Buttermilch und Quark hergestellt. Auf 28 ha Alpfläche verbringen zudem unzählige Rinder und Kälbchen den 100tägigen Alpsommer.
Der Weg von der Melköde bis zur Auenhütte wird von mir gerne als "Rentner-Rennstrecke" bezeichnet. Nicht schwer zu laufen ging es nun zackig die letzten Minuten auf breitem, ziemlich flachem Wanderweg zurück zur Auenhütte. Hammerers Kutschenfahrten bieten zur Melkönde übrigens auch Ausflüge mit der Kutsche an - diese sind auch sehr beliebt! Wie riesengroße Monoliten liegen die vor 1000enden Jahren abgebrochenen Felsbrocken vom Ifen rechts und links vom Weg - inzwischen längst von der Vegetation eingenommen und trotzdem noch sehr spektakulär.
Über den Speicherteich "Herzsee" erreichten wir nun endlich das Ziel unserer Wanderung - die Auenhütte, wo unser Papa bereits auf der wunderschönen Sonnenterrasse auf uns wartete. So kehrten wir noch gemütlich gemeinsam ein und beendeten eine Mega-Tour.
Mit guten 4 Stunden Wanderzeit, 200 Höhenmetern im Aufstieg und 900 Metern im Abstieg lässt sich die Tour für durchschnittlich fitte Wanderer mit guten Knien sehr fein laufen.
Bis bald, Regine, Hotel Garni Kasimir Riezlern
Ich habe die Tour auf Komoot aufgezeichnet: Wanderung Ochsenhofer Scharte ins Schwarzwassertal
P.S. Sorry - die Fotos sind mal wieder wild durcheinander gewürfelt - da ist Ihre ganze Fantasie für die richtige Reihenfolge gefordert!