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20.05.2020 Freie Fahrt über die Grenze

Liebe Gäste,

was für ein herrlicher Nachmittag! Wir haben ja seit dem Ende der Ausgangsbeschränkungen unsere Familienwanderungen wieder aufgenommen. Diese sozialen Kontakte hatte ich sehr vermisst, aber umso schöner ist es nun, in Gemeinschaft zu wandern.

Wir denken zwar, wir hätten wir alle Zeit der Welt - aber nein... irgendwie haben (oder besser gesagt MACHEN) wir den ganzen Tag Arbeit und so sind die Wanderungen auf maximal 2 Stunden täglich beschränkt. Deshalb haben Floh und ich nun das ganze Walsertal bis auf eine Höhe von ca. 1.500 Meter abgewandert und sind nun mit jedem Stein auf "Du und Du". Es geht auch schon viel weiter hinauf. Täglich besuche ich die Webcams auf der Kleinwalsertal-Seite - der Schnee hat sich weit in die Berge hinaufgezogen und nur mehr einzelne Schneefelder erinnern noch an den Winter. Übrigens starten auch die Hütten auf 2.000 Meter Höhe: die Fiderepasshütte, die Mindelheimer Hütte und die Widdersteinhütte freuen sich über hungrige Wanderer.

Unsere Grenze ist schon seit einigen Tagen komplett geöffnet, - nichts erinnert mehr an wochenlange Kontrollen auf österreichischer und deutscher Seite... nun wird es Zeit für grenzenlose Wanderfreuden! Das nutzen wir natürlich auch und haben schon mehrere Touren in Oberstdorf unternommen.

Heute waren meine Schwestern Karin und Martina, mein Vater und Floh mit von der Partie. Wir haben an der Oybelehalle (nahe Nebelhornbahn) geparkt und sind den flachen Wanderweg Richtung Trettachtal gelaufen. Endlich haben die Hütten und Biergärten geöffnet... so beschlossen wir, die Zeit richtig einzuteilen und die Wanderung nur klein zu halten - so bleibt mehr Zeit im Biergarten. Kurz nach dem Cafe Jägerstand (diese Einkehrmöglichkeit können Sie getrost weglassen und lieber bis zur nächsten Hütte hungern... da waren wir nämlich letztes Jahr mit schlechtem Erlebnis) - biegt der Weg nach links ins Oytal ab. Bei der gleichen Abzweigung führt auch ein breiter Weg durch die Wiesen zurück nach Oberstdorf. Schon nach kurzer Strecke steht ein kleiner Stadl mit mehreren Bänken und einer traumhaften Aussicht. Dort ist eine Rast Pflicht - auch wenn es die Strecke wirklich nicht erfordert! Dann geht es gemütlich weiter und an einem neu erbauten Stall vorbei erreichten wir unser Ziel: das Hotel Kühberg mit dem schönen Biergarten.

In Zeiten wie diesen marschiert man nicht einfach so im Garten herum und sucht sich den Tisch mit der schönsten Aussicht... nein! Man muss sich kurz anmelden und dann führte uns eine junge Dame an die Tische. Sie war noch sichtlich aufgeregt, denn heute öffnete der Biergarten zum ersten Mal und wir waren die ersten Gäste. Ich hatte mich schon lange auf das 1. Bier gefreut - war das lecker! Dazu ein Käsekuchen (übrigens keine schlechte Kombination) und die tolle Aussicht - wenn man den Mundschutz der Bedienung und den großen Abstand der Tische wegblinzelt, dann fühlt es sich wieder nach richtigem Leben an :-).

Dass Corona auch richtig lustig sein kann, erlebten wir dann kurze Zeit später. Ein weiteres Ehepaar kam an den Empfang und wurde nach den kurzen Formalitäten an einen Tisch gebracht. Während die Beiden noch mit ihrem Weizenbier beschäftigt waren, kam die Seniorchefin des Hauses in den Biergarten und mit überschwänglicher Begeisterung begrüßte sie ihre Stammgäste und setzte sich dazu. Alle Gäste sitzen ja ohne Mundschutz, aber dann kam sie plötzlich mit den geltenden Coronaregeln ins Straucheln (kein Wunder, das hatte sie in 80 Jahren ja auch noch nicht erlebt) - ich glaube, sie war sich nicht sicher, ob sie nun zu den Gästen (ohne Mundschutz) oder zum Personal (mit Mundschutz) gehört. So packte sie beherzt ihre Maske aus der Tasche und sagte: "Jetzt ziag i des Glump halt a!" - auf Deutsch: "Jetzt ziehe ich dieses Scheißding eben ab!" Wir haben uns köstlich amüsiert, zumal mein Vater aus Solidarität auch seine Maske rausholte und aufsetzte. So verbrachten wir einen tollen Nachmittag und über den kurzen Waldweg ging es dann zurück zum Auto und nach Hause.

Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Öffnung der Hütten und Restaurants wieder ein großes Stück Lebensqualität zurück bekommen haben.

Im Tal gibt es wieder deutlich mehr Leben. Haben wir 2 Monate nur Einheimische gesehen, so bringt uns die offene Grenze viele Tagesausflügler, Motorradfahrer, Mountainbiker, und wir gewöhnen uns spielend an den Saisonsstart. In vielen deutschen Bundesländern sind die Quarantäneregelungen aufgehoben worden - das war ein zähes Ringen, aber am Ende ist es jetzt geschafft.

Gestern haben wir dafür noch die letzten Malerarbeiten erledigt. Die Balkone sind längst fertig - es fehlte nur noch die Holzfassade und dafür brauchte es ein Gerüst. Ruck zuck wurde es gestern gestellt, wir haben dann gestern und heute je einen Anstrich gemacht und heute Mittag wurde es schon wieder abgeholt. Nächste Woche kommen noch die Blumen, bis dahin wird dann auch der meiste Blütenstaub erledigt sein und somit die Fenster geputzt werden. Dann bringen wir noch die Tische in den richtigen Mindestabstand, bereiten die Hygienemaßnahmen vor machen die restliche Deko... bums kann es losgehen!

Übrigens: die Bilder sind vom Baader Höhenweg und dem Rückweg über die Breitach nach Mittelberg, von Oberstdorf an der Stillach entlang zum Renksteg und über die Wiesen zurück ins Zentrum, vom Gerüst am Haus und vom heutigen Weg Richtung Trettachtal und zurück in den Biergarten vom Hotel Kühberg.

Also - bis bald, Regine