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04.05.2020 Freiheit für unsere Kälbchen...

Liebe Gäste,

heute war wieder ein lustiger Tag. Mein Vater betreibt ja seit über 60 Jahren eine Landwirtschaft. Seit einigen Jahren haben wir nun schon keine Milchkühe und damit die ganze weibliche Kuhfamilie mehr. Dafür kauft er jedoch von den umliegenden Bauern die Stierkinder ab und zieht sie mit viel Freude auf. Diese Kälber sind im Spätherbst geboren und sobald sie nicht mehr mit Muttermilch versorgt werden, nimmt mein Vater sie auf.

Ein besonderer Tag ist immer, wenn diese im Frühling zum ersten Mal auf die Wiese kommen. Ich stelle mir immer vor, es ist so, als wenn ein Mensch noch nie im Urlaub war - er weis gar nicht, wie schön das ist! Also ist es erst einmal eine Mordsprozedur, sie aus dem Stall ins Freie zu bekommen...

Die Stallarbeit wird von meinem Vater das ganze Jahr alleine erledigt. Bei so wichtigen Aufgaben wie heute, helfe ich jedoch mit! Mein Vater bindet ein Kälbchen an den Strick und ich schiebe dieses so gut ich kann, am Hintern aus dem Stall. Das sieht schon mal sehr lustig aus, denn das Kälbchen stemmt sich auf allen vier Beinen nach hinten, und ich mit aller Kraft auf 2 Beinen nach vorne... jederzeit darauf gefasst, dass es einen Sprung auf die Seite macht und ich somit den Abflug auf den Stallboden.

Also - das Kälbchen ist dann irgendwann draussen... und findet es nicht auf Anhieb so toll. Sie kennen den Stall und die steile Wiese neben unserem Haus. Nachdem also der kleine Vierbeiner eine Zeitlang das Gras beschnuppert und in die Sonne blinzelt, besinnt er sich auf einmal, was man alles auf einer Wiese machen kann - nämlich Bocksprünge! Meinen Vater kennen die Tiere ja und bleiben da noch relativ ruhig, aber sobald ich den Strick halte, geht es schon los. Auf der einen Seite stehen 53 kg am Strick und auf der anderen Seite fast 200 kg... und somit steht der Gewinner fest. Eigentlich wäre ja egal, wenn der Vierbeiner so richtig rumgallopiert - allerdings ist die große Freiheit ja von Stacheldraht und Elektrozaun eingegerenzt und muss erst kennengelernt werden. Deswegen muss ich auf Biegen und Brechen den Strick festhalten, rechtzeitig vor dem Zaun bremsen und dann vorsichtig die Grenze mit dem Kälbchen beschnuppern.

Ein Segen, dass wir gerade keine Gäste haben - die Terrasse und die westseitigen Balkone würden sich vor Lachen auf den Boden werfen, wenn ich mit dem Kälbchen vorbeifliege!

Das ganze Schauspiel dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Dann sind Kalb und ich erledigt und mit großen, dunklen Augen werden die ersten Grashalme probiert. Nun darf das Kälbchen vom Strick und ab diesem Tag von morgens bis abends an die frische Luft.

Heute hatten wir 4 Neulinge, so war die ganze Prozedur auch 4 x. Morgen gibt es für uns alle Muskelkater!

Leider konnte ich kein Foto machen, da keine Hand mehr frei war. So sende ich Ihnen ein paar Kuhbilder aus meinem Archiv! Die Fotos sind an der Wiese hinter unserem Haus, aber auch von unserer Amans-Alpe (zwischen Mittelalpe und Söllereck) aufgenommen. Sie sehen schon, dass es alte Fotos sind, denn da bin ich noch mit langen Haaren und Totenkopf-Shirt zu sehen und ich habe auch noch ein paar Bilder, auf denen Sie noch meine Mama sehen können.

Übrigens, wenn Sie mal keine Lust auf das aktuelle Weltgeschehen haben, dann stöbern Sie doch einfach noch ein bisschen in meinem Archiv der Stammgästeseite... da finden Sie z.B. am 21.09.2013 und am 13.10.2013 noch ein paar von Regine´s Bauernhofgeschichten...

Muuuhhh, Ihre Regine