Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
zurück

18.02.2021 Heeearlisch

...ins Deutsche übersetzt heißt das: "wow - voll super!" Heeearlisch - in keinem Duden zu finden, wahrscheinlich auch kein offiziell bekanntes Wort in Nordrhein Westfalen und ziemlich sicher auch nicht jedem Eschweiler bekannt, habe ich dieses Wort von Bernd gelernt. Er und Norbert waren letztes Jahr gleich 2 x im Kleinwalsertal und da es bei uns ja an jeder Ecke herrlich ist, wurde dieses Wort auch ziemlich oft benutzt! Anders lässt sich meine heutige Tour auch nicht in kurze Worte fassen. In der Morgendämmerung zeichnete sich bereits die Silhouette des Ifen vor einem knallblauen Himmel ab. Ein Blick in den Frühstücksraum... immer noch keine Gäste da! Also ab in die Winterschuhe und rauf auf den Berg. Floh konnte leider nicht mitkommen, fuhr mich jedoch bis zur Auenhütte, denn die Linie 5 ist ja derzeit nicht in Betrieb. War es letzte Woche noch knackig kalt, so zeigte der Thermometer heute früh noch knapp unter null Grad an..

Ausser mir machten sich auch einige Schitourengeher auf den Weg. Dank meiner leichten Ausrüstung zog ich jedoch sofort an denen vorbei und hatte bald viele Meter vor und hinter mir niemand mehr. Das ist das Schönste! Es war noch vor halb neun, die Sonne wärmte bereits im Rücken, die Piste war noch pickelhart und ausser ein bisschen Vogelgezitscher und meinen Schritten im Schnee war nichts zu hören. Es gibt Dinge, die nur in diesem besonderen Winter möglich sind und dazu zählt eindeutig, einfach über unsere Pisten zu laufen. Das ist sonst verboten und auch gefährlich.

Schritt für Schritt ging es nun aufwärts. Dafür wählte ich den Ziehweg, der sonst die himmelblaue Piste ganz rechts der Talabfahrt ist. Das ist übrigens auch der breite Wanderweg, den unsere Gäste im Sommer zur Ifenhütte wandern können. Unter mir im Tal war es noch schattig und als ich die Baumgrenze erreichte, da ließ ich auch die Vögel hinter mir. Normal kann ich laufen und gleichzeitig die Umgebung genießen. Heute musste ich jedoch immer wieder stehen bleiben - so unglaublich schön war der Blick und so faszinierend die unheimliche Stille am Berg. Ich traute mich kaum zu atmen, um diesen Zauber nicht zu zerstören. Normal würden heute tausende Schifahrer den Berg mit quirligem Leben bevölkern, die Terrassen auf den Hütten wären schon zu früher Stunde gut besucht... ich genoss den Augenblick und wünschte mir doch gleichzeitig, es bleibt ein einmaliger Winter!

Losgelaufen war ich ohne Ziel, es sollte nur nach oben gehen und das, solange es Spaß macht! An der Ifenhütte war ich längst vorbei und lief geradeaus über den Berg nach oben. Wieder ein Vorteil gegenüber den Tourengehern... diese müssen die Spur im zick-zack anlegen! Immer wieder kreuzten so die Tourengeher meine Route, und es gab immer ein paar fröhliche Worte zu wechseln - schließlich verbindet uns schlußendlich die gleiche Begeisterung am Berg! Die Spuren im Schnee verrieten jedoch nicht nur Wanderer und Tourengeher, sondern auch Schneeschuhwanderer, Hundegassigeher, Skidoo-Fahrer und sogar Fatbike-Fahrer.

Der Ifen ist ja ein Berg mit wenigen Liftanlagen aber total vielen Pisten. Nicht zu toppen liegt auf der linken Seite die Ifenmulde und das mächtige Massiv des Ifenstocks das auf die Nordseite fast 100 Meter senkrecht abfällt und sich mit seiner mächtigen dicken Schrattenkalk-Schicht über den darunter liegenden Drusbergschichten erhebt. Rechts davon ist das Gottesackerplateau - über Jahrmillionen grub hier das Wasser tiefe Furchen und Höhlen in die Gesteinsplatte. Im Winter bringt die Ifenbahn ganz bequem die Wanderer auf den Berg und eine tolle 3 oder 5 Kilometer lange Schleife führt wieder zur Bergstation zurück. Im Sommer geht es ab der Ifenhütte zu Fuß nach oben - als Belohnung gibt es dafür dann auch die Felsspalten "live" zu sehen!

Wenige Meter unter dem Bergrestaurant "Tafel und Zunder" war der perfekte Platz, um die Tour nach oben zu beenden und ausgiebig überall herumzustarren. Ich hätte mich total gerne flach auf den Schnee gelegt, die Augen geschlossen und den Berg in mir aufgesaugt... ging jedoch nicht, denn ich war alleine und natürlich wären dann alle Tourengeher zu meinem Platz gelaufen, um mich wiederzubeleben, falls es mich "aus den Latschen gehauen" hätte! So saß ich einfach nur da - mit mir und der Welt im Reinen!

Nun wurde es Zeit für den Abstieg und ich wählte die direkte Falllinie. Inzwischen war der Schnee einige Zentimeter aufgefirnt - so sackte ich zwar bei jedem Schritt ein bisschen ein, dafür bremste der Schnee auch die Geschwindigkeit ab. Bald war ich wieder zurück an der Auenhütte - es war der perfekte Vormittag.

Lieber Bernd, danke für das heeearlische Wort und lieber Ifen-Norbert - wie angekündigt, habe ich heute oft am Berg an Dich gedacht! Wenn es ein Paradies gibt, dann war es heute früh dort! Ich verstehe, dass es DEIN Berg ist - vollkommen zu Recht!

Sonnige Grüße, Regine