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16.07.2015 Höher geht´s nicht - auf zum Großen Widderstein

Ich warte noch immer auf meine "Absolution" - also die Versicherungsbestätigung, um mit meinen Gästen wandern zu dürfen.

Bis es soweit ist, sammle ich ein bisschen Kondition (nichts ist peinlicher, als wenn meine Gäste besser drauf sind als ich...) und beschloß gestern, nach einigen Jahren wieder einmal auf den großen Widderstein (2.536 Meter) zu steigen. Das war eine ziemlich gute Entscheidung und meine Schwester Karin war sofort mit von der Partie.

Zunächst war jedoch noch Frühstückszeit, aber kaum war das Geschirr wieder im Schrank, da schnürte ich meine Bergschuhe, packte einr ordentliche Brotzeit ein und holte meine Schwester ab.

Gestartet sind wir vom Parkplatz Weiher in Bödmen. Wie immer [CUT]hatte ich kein Kleingeld dabei und da der Parkautomat keine Scheine annahm, hoffte ich, dass bei diesen hochsommerlichen Temperaturen der Kontrolleur hitzefrei hat - wir hatten Glück!

Es war nun kurz vor 12:00 Uhr - eigentlich viel zu spät für so eine große Tour, aber noch ist es ja lange hell. In bester Laune marschierten wir durch´s Gemsteltal. Es ist einfach wunderschön und für manche Wanderer bereits das Tagesziel. Bei der hinteren Gemstelhütte (1.320 Meter) saßen so viele Leute so gemütlich... ich machte die Augen zu und marschierte schnurstraks daran vorbei.

Nun hört der breite Weg unvermittelt auf und in schmaler Spur geht es behände nach oben. Die nächsten 374 Höhenmeter am Berg empor, die Sonne im Gesicht, links unten in immer weiterer Entfernung das Gemsteltal - hier gewannen wir schnell an Höhe. Bei der Klamm machten wir eine kurze Trinkpause - ich kann mich noch gut an längst vergangene Zeiten erinnern, als hier der Weg total schmal, nur duch ein Seil auf der rechten Seite gesichert war und links ging es praktisch senkrecht in die Schlucht. Vor vielen Jahren schon wurde der Weg breiter gesprengt und ein Seilgeländer auf der linken Seite macht diese Etappe komplett sicher.

Wir sind wieder weiter und schon bald hörten wir es klopfen. Die Obere Gemstelhütte (1.694 Meter) tauchte vor uns auf und daneben wurde gerade ein nigelnagelneuer, kleiner Hühnerstall gebaut. Hier ist übrigens auch eine gute Einkehrmöglichkeit und alle, die sich für die Jagd interessieren, sind hier in besten Händen, denn der Chef Florian - genannt Flöske - ist selbst Jäger.

Wir sind jedoch aus Zeitgründen gleich weiter. Nun geht es erst einmal ins Tal hinein. Wunderschöne Blumenwiesen begleiteten uns bis hinauf zum Gemstelpass (1.972 Meter). Sind wir mit dem Auto ja nur über Deutschland erreichbar - hier ist unsere Anbindung an unser Heimatland Österreich! Nur noch 15 Minuten und schon standen wir vor der Widdersteinhütte (2.015 Meter). Noch hatten wir jedoch unser Ziel lange nicht erreicht!

Die letzten Meter vor dem Einstieg auf den Gipfel genossen wir noch einmal die Blumen. Es faszieniert mich immer wieder, welche Pracht hier oben wächst - Niemand düngt, Niemand jätet Unkraut, Wanderer, Kühe und Wild treten darauf herum, pflücken ab und fressen, die Höhe bringt viele Monate im Jahr unwirtliches Klima und trotzdem könnte kein angepflanzter Garten so schön sein!

Am Einstieg ließen wir unsere Stöcke zurück und setzten unsere Steinschlaghelme auf. Ab sofort wurden Hände und Füße gebraucht, denn oft ist der Weg nicht sichtbar und ausserdem macht es viel mehr Spaß, sich einen eigenen Aufstieg zu suchen. Also kraxelten wir auf allen Vieren fast senkrecht nach oben. Mit jedem Schritt machten wir enorm Höhe und bis auf ein paar letzte Bergsteiger, die uns vom Gipfel her entgegen kamen, war es total ruhig im Berg.

Plötzlich plätscherte uns Wasser entgegen. Ich wunderte mich schon, dass es mitten im Fels eine Quelle gibt und wir füllten sofort unsere Wasserflaschen auf. Weiter oben sahen wir dann die Wasserquelle.... es gab noch einen großen Schneefleck, der in der Sonne taute. Kein Problem - unsere Mägen sind tip-top in Ordnung und Schneewasser am 15. Juli zu trinken ist auch etwas Besonderes!

Hier gibt es übrigens auch ein herrliches Echo. Wir juchzten ein paar Mal laut (soviel zur Ruhe am Berg!) und der Fels warf das Echo mehrmals zurück.

400 Meter unter uns nur Fels - 100 Meter über uns nur Fels.... die Zeit ging dahin und ich spürte schon, wie sich der Muskelkater in meinem Körper die unpassendsten Stellen aussuchen würde.

Plötzlich tauchte das Gipfelkreuz über uns auf - das puscht wieder und kurze Zeit später erreichten wir den Grat. Hier sind alle Mühen sofort vergessen - sahen wir kurz vorher nur die Schlucht zwischen den Felsen, so öffnet sich der Blick nun soweit das Auge reicht!

Nur noch wenige Meter zum Gipfel: Juhuuuu!!!! Wir hatten es geschafft und die Aussicht und die dünne Luft nahmen uns fast den Atem! Natürlich wäre diese Tour im Herbst noch perfekter - dann ist die Luft so klar, dass oft 200 Kilometer Fernsicht herrschen.

Niemals schmeckt ein Essen besser als auf einer Bergspitze, wir packten unsere Brotzeit aus und tranken unser leckeres "Gletscherwasser". Derweil umkreisten uns ein paar Alpendohlen und fraßen unsere Brotkrümel.

Ich hätte noch ewig hier verweilen können...

Die Zeit im Nacken packten wir unsere 7 Sachen wieder zusammen und nun begann der Abstieg. Dieser ist kaum einfacher als der Aufstieg, denn jeder Tritt muss passen. Gleich zu Beginn verloren wir die Markierung und fanden uns unvermittelt im steilen Geröllfeld wieder. Auf allen Vieren "krochen" wir wieder zurück und dann ließen wir den richtigen Weg nicht mehr aus den Augen.

Unten angekommen benachrichtigen wir erst einmal unsere Familie, damit sie sich keine Sorgen machen und dann packten wir die Helme ein, nahmen unsere Stöcke wieder auf und marschierten in strammem Schritt über den Hochalppaß ins Bärgunttal. Die Sonne sank immer tiefer, der Abend nahte. Es ist wunderschön, alleine auf dem Berg zu sein, aber dafür hat dann auch schon die Hütte zu und wir hätten so gerne bei Sabine auf der Bärgunthütte noch ein Radler getrunken!

Ab der Bärgunthütte wird der Weg ja wieder breit und gemütlich und die letzten Meter schafften wir noch in kurzer Zeit. Nun waren wir aber erledigt! Hungrig und drustig, müde und verschwitzt, glücklich und zufrieden kamen wir wieder Zuhause an.

Es war ein herrlicher Tag.

Die Tour hat eine offizielle Zeitangabe von 8:30 bis 9:00 Stunden, ca. 1.350 Meter im Auf- und 1.350 Meter im Abstieg, die Streckenlänge ist ca. 14 km.

Wunderschön und ein Klassiker ist die Tour auch ohne Gipfelanstieg. Dann läuft man rund um den Widderstein in 5 - 6 Sunden Gehzeit, 790 Meter Auf- und Abstieg und 12,5 km Länge.

Viele müde Wandergrüße von Ihrer Regine