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11.01.2021 Look down im lockdown

Einmal Himmel und zurück! So dachte ich mir, als ich heute mit Floh auf den Grünten bei Sonthofen/Grünten gelaufen bin. Das Allgäu ist heute nebelfrei und die Aussicht vom Grünten wunderschön. Dieser Berg ist ja als "Wächter des Allgäus" - bekannt, da er so frei steht und weithin sichtbar ist. Markant ist besonders der 94,5 Meter hohe Sendeturm des Bayerischen Rundfunks, der 1951 dort errichtet wurde. Ausser dem Sendeturm gibt es noch jede Menge Spiegel und Schüsseln (bitte entschuldigen sie meine unqualifizierte Ausdrucksweise - ich weis nicht, wie all diese technischen Errungenschaften heißen!) und ein großes Gebäude.

Es gibt von fast allen Seiten die Möglichkeit, den Grünten zu "erstürmen". Wir entschieden uns für den Aufstieg auf der Burgberger Seite. So geht es von Burgberg (751 Meter gelegen) aus über den breiten Weg bzw. die Fahrstraße am Restaurant Alpenblick vorbei und dann gut beschildert immer weiter nach oben. Wir hatten nur heute Nachmittag Zeit und wählten den steilen Aufstieg über die Obere Schwandalpe (1.330 Meter) zum Sendemasten. Floh legte ein gutes Tempo vor und so überholten wir die wenigen Wanderer, die uns in die Quere kamen. Ich glaube, als wir den breiten Weg einmal verlassen hatten und auf den Aufstieg sind, da gab es keinen einzigen ebenen Meter mehr. Der Weg war von vielen anderen Wanderern gut getreten und von den ganzen Rodlern glatt gebügelt. Ich dachte schon zwischendurch einmal an den Abstieg und hätte auch gern so ein "Arschrutscherle" oder einen "Zipfelbob" dabeigehabt.

Meter um Meter schraubten wir uns nach oben und so langsam wurde es mir schon zu blöd. Wir liefen nur noch im Wald und Schatten und mir fehlten Aussicht und Sonne bei 7 Grad Minus! So überlegte ich schon, ob ich Floh nicht zum Umkehren überreden sollte... ich habe es dann aber doch nicht gemacht und ich glaube, ihm ging es ganz genau so! Ich erinnerte mich nämlich daran, dass ich 2019 mit meiner Schwester Martina einmal von der Kranzegger Seite im Sommer auf den Grünten gelaufen bin und ich auch an der Grüntenhütte überhaupt keine Lust mehr zum weiterlaufen hatte. Dort war der Weg miserabel und auf der Hütte war es sooo gemütlich! Allerdings überzeugte mich dann das Argument von Martina, dass wir mit unseren +/- 50 Jahren vielleicht das letzte Mal auf dem Gipfel von Grünten stehen würden und wir diese "letzte" Chance also nutzen müssten. Also schleppten wir uns damals - und Floh und ich auch heute - noch ganz hinauf!

Das war "look down" im "lockdown" vom Feinsten! Im Bruchteil einer Sekunde sind alle Mühen des Aufstiegs vergessen. Grandios der Ausblick über das komplette Allgäu. Ganz hinten konnten wir sogar den Wasserdampfpilz des Kernkraftwerkes Gundremmingen (hinter Günzburg) deutlich sehen. Ich kann hier nicht beschreiben, welch unglaubliches Glücksgefühl es ist, aus eigener Kraft auf die Spitze eines Berges zu laufen und oben ganz alleine mit sich und der Welt zu sein! Da macht sich eine Ruhe und Zufriedenheit in mir breit, die mit nichts anderem zu erreichen ist!

Alles hat ein Ende und so sind wir nach einiger Zeit zurück ins Tal. Abwärts ist Floh noch schneller als aufwärts und so sind wir in rasantem Tempo bergab gelaufen. Plötzlich rutschte er auf dem relativ glatten Weg (das hatten ja die Rodler verursacht) aus und schnappte sich im Flug von dem Baum neben dem Weg einen Ast, um sich festzuhalten. Da fiel eine Damen-Sonnenbrille aus dem Baum... offensichtlich musste der Baum auch schon anderen Wanderern als Prellbock dienen und so hatte sich wohl die Sonnenbrille darin verfangen.

Bald darauf kamen wir wieder am Ausgangspunkt an und fuhren mit dem Auto zurück. Einmal Himmel und zurück! So habe ich es im 1. Satz geschrieben und genau so war es!

Bis bald, Ihre Regine