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14.02.2021 Mei - da Bautzi!

Heute war wieder feinstes Bergwetter! Viele unserer Pisten sind gewalzt (so sind wir jederzeit bereit für den Start in die Wintersaison... :-)) und ich beschloss, heute Nachmittag über die Piste auf die Kanzelwand zu laufen. Auch wenn ich nicht alleine unterwegs war, denn sogar am Nachmittag gingen noch vor und hinter mir sicher 100 Personen meist mit Tourenschiern oder Schneeschuhen den Berg hinauf. Trotz allem war es unheimlich ruhig... meist bestanden die Grüppchen aus 2 oder 3 Personen und diese brauchten die ganz Luft für den steilen Weg nach oben und sprachen nur wenig. So genoss ich den knirschenden, trockenen Schnee unter meinen Füßen und das leise Rauschen des Zwerbaches weit unter im Tobel.

Wäre heute ein Wettkampf gewesen, dann hätte ich locker die Goldmedaille geholt. Das viele Laufen der letzten Wochen hat sich voll ausgezahlt und ich überholte mit Leichtigkeit Gruppe um Gruppe. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass die Anderen mit Schiern, Snowboards oder Schneeschuhen und vollem Rucksack unterwegs waren und ich nur mit Winterschuhen und Stöcken!

Am Berg sind die Leute einfach lockerer. Fast Jeder, an dem ich vorbeilief, sprach noch ein bisschen mehr als das obligatorische "Grüaß Di". Wenn ich auch an viele vergangene Wanderungen zurückdenke... wie oft war die Begegnung mit wildfremden Menschen total lustig! So war es heute auch wieder und in bester Stimmung machte ich an einer sonnigen Stelle eine gemütliche Pause im Schnee. Während ich gerade gemütlich saß und die Augen schließen wollte, um die Sonne zu genießen, da sah ich 3 Leute am Grat entlang kommen und in den Steilhang für die Abfahrt einbiegen. Es sieht wunderschön aus, wenn ein Schifahrer eine tolle Spur anlegt und rhytmisch nach unten schwingt. Also beobachtete ich die drei erwartungsvoll...

Die ersten 2 Schifahrer machten das perfekt. Von oben bis unten schwangen sie in einem durch. Beim 3. Schifahrer sah ich schon bei der ersten Kurve, dass das nichts wird. Die Rechtskurve kriegte er gerade noch hin - als er den linken Schwung ansetzte, da kam er nicht rum und schoß geradeaus. So kreuzte er schon die beiden Spuren der anderen Schifahrer und als er sich dann mit Mühe auf die andere Seite warf, da hebelte es ihn aus, und in einer zirkusreifen Nummer bohrte er sich in den Tiefschnee.

Die beiden Kumpels bekamen das gar nicht mit und fuhren gerade auf mich zu. Als sich am Berg oben die Staubwolke legte, da sah ich, dass er sich aus dem Tiefschnee rappelte und begann, seine Klamotten wieder zurammen zu suchen. Inzwischen kamen die beiden Jungs neben mir zum stehen und ich sagte zu ihnen: "Da oben steckt er!" - während der Erste den Hang mit den Augen absuchte, hatte ihn der Zweite schon entdeckt und meinte: "Mei - da Bautzi!" und ich weiter in meiner berühmt wortkargen Art: "Anfänger?" "Ne - letztes Jahr hat er einen Schikurs gemacht, aber nur 2 Tage!" war seine Antwort. "Aaah, doch Profi..." erwiderte ich. Ab dem 1. Tag Schikurs beginnen schon die Grenzen zwischen Anfänger und Profi zu verschmelzen!

Inzwischen war "da Bautzi" sicher schon 10 Minuten am Suchen. Beim Sturz hatte er einen Schi eingebüßt und der wollte sich einfach nicht mehr finden lassen. Das störte die Anderen jedoch nicht grob und sie holten in der unverhofften Pause den Flachmann aus dem Rucksack und setzten sich neben mich und starrten ebenfalls in die Sonne. Sie boten mir auch einen Schluck aus der Flasche an, was ich normal immer annehmen würde, aber wegen Corona musste ich heute leider ablehnen! Nach einem kleinen Schwätzchen und weiteren 10 Minuten dämmerte es ihnen, dass "da Bautzi" nichts von einem Spürhund hat und den Schi alleine nicht finden würde. So deponierten sie die Schi bei mir und machten sich seufzend auf den steilen Weg nach oben. Der Kerl war ja noch fast oben und bis dahin waren es mindestens 300 Höhenmeter im Tiefschnee!

Wie gerne hätte ich das Ganze noch bis zum Ende beobachtet, aber nun war schon so viel Zeit vergangen, dass ich selbst nicht mehr weiter über die Piste auf die Kanzelwand laufen konnte, sondern den Rückweg in Angriff nahm. Dieses Jahr gibt es einen unglaublichen Boom an Schitourengehern. Ich glaube, da sind ganz viele Neulinge dabei und auch ganz viele Schitourenneulinge, die eigentlich gar nicht Schifahren können. Selbst auf der perfekt präparierten, leeren Piste gab es eine Menge einfallsreicher Fahrstile zu sehen. Und noch etwas fiel mir auf... höchstens jeder 10. hatte einen Helm auf. Hoffentlich steckte wenigstens Pieps, Sonde und Lawinenschaufel im Rucksack bei allen, die im freien Gelände aufstiegen oder abfuhren!

Es war ein spitzen Nachmittag und ich habe Floh schon überredet, demnächst auf die Ifenhütte oder gar bis zum Hahnenköpfle zu laufen! Ich berichte dann wieder.

Ich grüße heute ganz besonders meine Schwarzwälder Helga und Bernd. Wie schön, dass ich Euch mit meiner Stammgästeseite so viel Freude machen kann und somit immer ein bisschen Walsertal in den schönen Schwarzwald transportiere! Bleibt gesund - wir sehen uns bald wieder!

Sonnige Grüße von Regine