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21.09.2013 Regine und das liebe Vieh...

Hallo liebe Stammgäste, kaum zu glauben, aber schon ist der Alpsommer wieder zu Ende. Am 19. September ist bei uns ja traditionell der Viehscheid und so kamen vor 2 Tagen ca. 700 Rinder und Kühe von den Alpen zurück ins Tal.

Viele dieser Tiere stammen aus dem benachbarten Allgäu und dem Bregenzerwald und nach einem nassen Frühjahr und einem trockenen, warmen Sommer kommen alle gut genährt wieder in die heimatlichen Ställe.

 

Auch wir haben heute unsere Rinder abgetrieben. Natürlich kennen Sie die Amans-Alpe, die auf dem Weg vom Söllereck nach Riezlern liegt. Gemeinsam mit 3 anderen Bauern gehört meinem Vater diese Alpe und so haben alle vier ihre Jungtiere den Sommer über an diesem schönen Fleckchen Erde.

 

Mein Vater hatte ja gestern ein neues Knie bekommen und liegt deshalb im Krankenhaus in Oberstdorf. Kein Problem - so bin ich derzeit der Chef auf unserer Ranch [CUT] und deshalb mobilierte ich heute noch unsere beiden Kinder und meine Schwester Karin als Gehilfen, um unsere 4 Rinder sicher ins Tal zu bringen.

Zunächst trafen sich alle Helfer, um die 26 Rinder und Kälbchen auf der Alpe auf die 4 Bauern aufzuteilen. Das ist gar nicht so einfach, denn es sind ja Herdentiere und die wollen nicht so sortiert rumstehen. Ich gab mein Bestes, um unsere Rinder von den anderen getrennt zu halten. Dazu breitete ich die Arme weit aus und rechts hielt ich noch einen Stock mit einer roten Fahne in der Hand (diese ist, um die Autofahrer vor einem drohenden Hindernis auf der Straße zu warnen) und in der linken Hand hielt ich einfach waagrecht einen Stock als Verlängerung für meine Arme.

Die Vier fanden das sehr spannend und während die eine Kuh einfach hinter dieser "unüberwindbaren" Barriere stehen blieb, fing die 2. Kuh an, an meiner Jacke rumzubeissen, die 3. schnupperte dauernd an mir und dem Stock und das 4. Vieh begann damit, an meiner roten Fahne zu knabbern. Das wurde mir dann auch zu bunt und so wedelte ich mit der Fahne, um sie abzuschütteln. Weit gefehlt! Sie drehte einfach den Kopf auf die Seite und ratsch - riss der ganze Baumwollstoff (35 x 35 cm) von meinem Stock ab und verschwand sofort in deren Maul!

Ich war total aus dem Häuschen, denn sie wollte den Fetzen einfach nicht mehr ausspucken sondern kaute ewig darauf herum und schluckte ihn dann. Da hatten wir den Salat! Kaum 24 Stunden war ich mit der Obsorge um unsere Tiere betraut und schon gab es das erste Problem!

Nun ging es auch schon los und bis auf ein paar kleine Ausreisser liefen alle Tiere brav dem Weg entlang ins Tal. Unterwegs konnte ich dann einem der Bauern noch meine Sorge um den gefressenen Stoff-Fetzen anvertrauen und der meinte nur in seiner rustikalen Art: "Mein Gott, bei irgend einem Loch haut es den Lumpen schon wieder raus!"...    Der hatte Nerven!!!!

Auf dem weiteren Weg hatte ich noch genug Zeit, um darüber nachzudenken, ob ich mal bei unserem Metzger anrufen soll, ob das eventuell ein Schlachtgrund sein könnte. Das erschien mir nicht der richtige Weg, denn wahrscheinlich ist so eine Sache schon zig-Mal gut ausgegangen und er könnte mir natürlich nur von den paar Fällen berichten, die dann ja tatsächlich bei ihm gelandet sind. Dann kam mir noch der Tierarzt in den Sinn, aber der hätte mich wahrscheinlich für total idiotisch gehalten. Also entschloss ich mich, es mal schnurstracks meinem Vater am Telefon zu sagen und dann zu beratschlagen, was wir tun können.

Das war dann auch meine erste Handlung als wir wieder zuhause waren. Zuerst berichtete ich die gute Nachricht: "Es ging alles super und alle Tiere sind brav gelaufen" und dann die schlechte Nachricht: die blöde Kuh hat die Fahne gefressen!" Er fragte sofort: "Den Stock auch?" Als ich das verneinen konnte, war er sehr zufrieden. Dieses Rind hätte eine Vorliebe für alles, was nicht niet und nagelfest ist und den Baumwollstoff würde sie einfach mit verdauen!

Puuh - da war ich sehr froh und nun weis ich auch, dass Baumwolle durchaus auf dem Speiseplan eines Vegetariers stehen kann!

So - nun sind unsere Rinder noch für einige Tage auf unseren Wiesen in der kleinen Ortschaft "Wald" - 4 Kilometer von uns entfernt und sobald die Nächte frostig werden, holen wir sie nach Hause in unseren Stall.

 

Liebe Grüße von Ihrer gar nicht kuhlen Regine