04.07.2023 Rund um das Derraköpfle
Sucht man im Kleinwalsertal eine tolle Wanderung, die auch einsame Strecken bietet, dann ist das Derratal eine gute Wahl. Wir entschieden uns heute für die Wanderung rund um das Derraköpfle. Die Route ist 8,3 km lang und mit einer Wanderzeit von 3:30 Stunden angegeben. Dabei sind 641 Höhenmeter zu bewältigen.
Diese schöne Rundtour kann in beide Richtungen gelaufen werden. Wir steigen lieber etwas steiler auf und schonen dafür die Knie abwärts, aber für alle Gäste, die schon im 2. Stock nach Luft schnappend am Treppengeländer hängen, ist die Runde leichter in umgekehrter Richtung zu laufen.
So - wir sind also in bester Laune um halb zwei ab Baad gestartet. Über den Parkplatz an der Brücke zum Bärgunttal vorbei und dann über den hinteren Parkplatz links über die 2. Brücke ins Derratal. Nun geht der breite Schotterweg angenehm nach oben. Schon von Beginn an hatten wir unser Ziel vor Augen, denn es geht praktisch pfeilgrad auf das Derraköpfle zu. Der Himmel war heute fast ganz bedeckt und so manche Gäste hatten heute beim Frühstück schon Bedenken, dass es kein perfekter Wandertag sein könnte... weit gefehlt, denn die Temperatur hätte nicht besser sein können.
Meter um Meter ging es nach oben und die komplette Tour über begleitete uns das Bimmeln der Kuhglocken. Das ist Wellness für die Seele und Frieden pur! Schon bald führt eine Brücke über den Derrabach - ab hier wird der Weg schmal und verlauft in vielen Kehren bis zur Mittleren Spitalalpe. Auf 1.560 Metern gelegen, ist es die einzige Hütte in diesem Gebiet und so in das Gelände gebaut, dass die Lawinen im Winter einfach über das Dach abgehen können, ohne die Hütte zu beschädigen. Von warmen Suppen bis zu Brotzeiten und hausgebackenen Kuchen gibt es auf der Hütte alles, was die müden Wanderer für den weiteren Weg stärkt.
Wir sind heute daran vorbei gelaufen, denn in unserer Richtung war die Hütte ja fast zu Beginn der Route. Ab der Spitalalpe geht es in vielen weiteren Serpteninen nach oben, bis auf 1.780 Meter bei der Oberen Spitalalpe (nicht bewirtet) auch schon der höchste Punkt unserer heutigen Wanderung erreicht war. Dort machten wir eine kurze Pause, denn der Blick in die umliegenden Berge ist einfach umwerfend schön.
Weiter führt der Weg durch wunderschöne Bergwiesen immer am Hang entlang und nur leicht absteigend. Wie traumhaft gerade bis auf unsere Bergspitzen hinauf die Blumen blühen! Heute war mir wieder klar, dass der Juni und Juli für mich definitiv die schönsten Wandermonate sind, auch wenn der Herbst mit seinen warmen Farben und toller Fernsicht punktet!
Gerade als wir ein Tobel querten, spürte ich ein paar Wassertropfen. Ich schob es auf das aufspritzende Wasser des Gebirgsbaches, aber in dem Moment riss schon meine wasserlösliche Schwester ihren Knirps aus dem Rucksack und spannte ihn auf. Aha - es fing also an zu regnen! Von ihr angesteckt, holte ich auch meine Regenausrüstung aus dem Rucksack. Kaum hatte ich die ganze Apparatur an, da hörte das tröpfeln bereits wieder auf und ich zog alles wieder aus.
So langsam kamen wir wieder in bewaldetes Gebiet und das Vogelgezwitscher begann. Rund um die Unspitze und die Güntlispitze bis hin zum Wannenberg sind die Berge bis zur Spitze grün. So reicht auch das Alpgebiet der Oberen Spitalalpe von 1.450 bis 1.950 Meter hinauf - der perfekte Ort den ganzen Sommer über für unsere Vierbeiner. Ca. 70 Rinder, 2 Milchkühe, 4 Ziegen, sieben Hühner und zwei Schweine verbringen hier an die 100 Tage auf der Alpe, bevor es am Viehscheidtag am 19. September wieder in die heimischen Ställe geht. Die größte Alpe im Kleinwalsertal ist übrigens Bärgunt mit 254 Stück Jungvieh, 8 Milchkühen und 12 Pferden. Nicht nur Kleinwalsertaler Vieh verbringt den Sommer auf unseren Alpen - auch aus dem angrenzenden Allgäu kommen viele Tiere den Sommer über zu uns.
Den letzten Wegabschnitt ging es nun auf gleicher Strecke zurück und schon bald standen wir wieder an der Bushaltestelle in Baad. Der einzige Wermutstropfen an diesem Nachmittag war die fehlende Hütteneinkehr - sonst hätte es nicht perfekter sein können!