26.09.2014 Rund um den Widderstein
Meine Schwester Martina konnte auch mit und wir beschlossen, die Tour rund um den Widderstein zu laufen. In bester Laune stiegen wir an der Haltestelle "Gemse" aus und dann führt der Weg links durch das Gemsteltal. Das ist ja ein schönes Fleckchen Erde und auch viele unserer Gäste, die keine ganz wilden Wanderungen machen, die schaffen die gemütliche Runde durch das Gemsteltal (ca. 100 Höhenmeter auf die gesamte Strecke) samt der 3 Hütten noch ganz gut.
Bis zur Hinteren Gemstelhütte ist der Weg breit und gut ausgebaut, aber dann geht die Bergtour los: ein schmaler Weg über lose Steine und harte Felsen, immer mit dem Blick nach oben, Schritt um Schritt die 374 Höhenmeter bis zum nächsten Etappenziel - der Oberen Gemstelhütte. Wir waren nicht gerade langsam unterwegs, aber plötzlich tauchte hinter uns ein "alter Knochen" auf und pirschte sich mit strammem Schritt an uns heran. Meine Schwester machte sofort Platz und auch ich schmiss mich ins Gebüsch, um die Rakete nicht zu bremsen. Er wollte jedoch eine Weile noch mit uns laufen und schwätzen, dann machte er ein Foto von uns und zischte wieder los.
Nach der Oberen Gemstelhütte suchten wir uns ein schönes Plätzchen, packten den Rucksack aus, genossen Ruhe, Aussicht und Brotzeit und amüsierten uns noch über so manche lustige Begebenheit vergangener Wanderungen.
Dann ging es wieder weiter - noch einmal warteten 315 Höhenmeter bis zur Widdersteinhütte (2009 Meter) auf uns. Mein Mann hat vor einigen Jahren mit unserem Sohn in der Hütte übernachtet. Das war ein tolles Erlebnis - allerdings ohne Schlaf, denn in dem großen Schlafsaal unter dem Dach wären 28 Personen untergebracht gewesen - davon 26 Schnarcher (also alle - ausser meinem Mann und unserem Sohn!) und diese hätten einen kompletten Wald umgesägt. Wenn Sie das Bild von der Widdersteinhütte anschauen, dann wissen Sie jetzt auch, warum weit und breit kein Baum zu sehen ist!
Über den Gemstelpass oder den Hochalppass ist ja auch unsere direkte Verbindung zum Mutterland Österreich. Die ersten Walser kamen zwischen 1270 und 1300 aus dem Oberwallis in der Schweiz über den Hochalppass ins bis dahin noch unbewohnte Kleinwalsertal. Früher waren hier auch Schmugglerpfade - keine Ahnung, was es da so Spektakuäres zu schmuggeln gab, dass man diese Anstrengung auf sich genommen hat.
Wunderschöne Ausblicke nach Warth und den Hochtannbergpaß säumen nun den Weg un dieser verläuft nun einige Zeit relativ eben. Wir hatten dieses Jahr einmal Gäste die auch die gleiche Tour gelaufen sind. Allerdings war es ziemlich neblig und so freuten sie sich, als plötzlich vor ihnen eine Gruppe Wanderer auftauchte. "Klasse", dachten sie: "die wollen ja sicher auch ins Tal" und hängten sich mit ein bisschen Abstand einfach an die Fersen. Als sie dann im Tal ankamen, merkten sie allerdings, dass die Gruppe zum Hochtannbergpaß abgestiegen war und nicht nach Baad. Nach einer guten Stunde Taxifahrt kamen sie dann auch bei uns an!
Jene Wanderer, die unseren höchsten Berg erklimmen wollen, biegen noch nach rechts ab in den Fels. 1,5 Stunden bzw. 500 Höhenmeter in blankem Fels aufwärts und man steht auf dem Dach des Kleinwalsertales. 2.536 Meter - da ist man schon fast im Himmel!
Wir hatten dafür leider keine Zeit und sind über den Hochalppaß nach Baad. Führte der Weg bisher über viele Steine, so wird der Boden nun weicher und erdiger. Zum Glück war er trocken - also super zu laufen. Im Sommer weiden die Rinder der Alpe Bärgunt auch zeitweise auf der Hochalpe - wenn ich den teilweise schmalen Weg hier hoch bedenke, dann ist es sicher eine mords Gaudi, die 234 Rinder hierher zu bringen.
Ich kann mich noch gut an die kleine Anekdote erinnern, als Sabine von der Bärguthütte uns erzählte, dass sie vor 2 oder 3 Jahren sogar den Leibwächter der ehemaligen Königin Beatrix von den Niederlanden schon mit eingespannt hatte, um die Herde aufwärts zu treiben. Da wird jede verfügbare Hand gebraucht und nachdem der Mann gerade zufällig auf der Bärguthütte eingekehrt war, musste er eben mit. Sabine meinte, es wäre kein großer Unterschied, ob die Queen oder die Rindviecher "herumgescheucht" werden....
Jetzt bin ich schon wieder abgeschweift... Wir sind also weiter zur Bärgunthütte. Sabine ist einfach eine tolle Hüttenwirtin und steht auf dem "Da-müssen-wir-bei-jedem-Urlaub-einmal-hin-Programm" ganz vieler Gäste. Sie war nicht da und da wir noch etwas mit Martina von der Alpe Widderstein besprechen wollten, sind wir also den oberen Weg des Rundweges weiter gelaufen. Ein leckerer Hüttenkuchen mit Sahne, ein selbst gemachtes Joghurt mit Waldfrüchten und ein paar Getränke später haben wir dann auch noch die letzte Etappe bis nach Baad geschafft.
Die Linie 1 brachte uns dann nach Hause und ich freue mich noch heute an diesem wunderbaren Tag. So schön kann das Leben sein!
Liebe Grüße von Ihrer Regine