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01.06.2022 Stimmt!

Fast alle meine Mails enden mit der Grußformel "Sonnige Grüße vom schönsten Fleck der Welt, Regine". Wobei die sonnigen Grüße nicht unbedingt auch schönes Wetter bedeuten, sondern eher meine Gemütslage bezeichnen, aber der schönste Fleck der Welt liegt unbestritten im Kleinwalsertal!

Am meisten genieße ich auf meinen Wanderungen die freie Sicht auf die Berge und in die Täler. Aus eigener Kraft einen Berggipfel zu erklimmen, am Kreuz zu sitzen und über alle Bergspitzen zu blicken - das ist durch nichts zu toppen! Fast genau so perfekt ist es, einfach auf unsere Alpen zu wandern, an der Hütte zu sitzen, dem Gebimmel der Kuhglocken zuzuhören und eine ordentliche Brotzeit zu machen. Das ist Weltklasse-Wellness für die Seele!

Da unsere Alpen nicht einfach von Gott geschaffen so schön sind, erfordert es viel Arbeit von unseren Bauern und Hirten. Können die Wiesen im Tal noch fast alle mit Maschinen bearbeitet werden, so sieht es auf den Alpen ganz anders aus. Starke Bodenunebenheiten, Steillagen und viele Steine machen den Einsatz von Mähmaschinen unmöglich. So kommt jedes Jahr Jungwuchs auf - sofort siedeln sich kleine Bäume, Büsche und Zwergsträucher an, denn diese werden von unseren Tieren nicht gefressen. Dieser Jungwuchs muss immer wieder entfernt werden - schon nach wenigen Jahren wären sonst unsere Alpen komplett zugewuchert und würden jeden Graswuchs vernichten.

Für diese Arbeit braucht es viele helfende Hände und so gibt es mehrmals im Sommer Termine, an denen Freiwillige helfen, die Alpen zu schwenden. Schwenden bedeutet, all diesen Wildwuchs abzuschneiden, auf Haufen zusammenzutragen und anzuzünden. Im Gegensatz zur Rodung verbleiben die Wurzeln und die Baumstümpfe im Boden.

Dieses Mal war der Aufruf, auf der Alpe Bärgunt zu helfen. Bärgunt ist mit knapp 600 ha die größte Alpe im Tal. Über 200 Stück Jungvieh, 20 Pferde, einige Ziegen und Kühe verbringen hier den 100tägigen Alpsommer. Dabei sind sie Anfang Juni noch direkt an der Alpe Bärgunt auf 1.400 Meter Höhe und ziehen dann nach wenigen Tagen Stück für Stück über die Stierlochalpe und unterhalb der schroffen 2.000er Heiterberg und Weißer Schrofen bis auf die Hochalpe auf 1.970 Meter.

Wenn Sie schon einmal die schöne Bergtour "Rund um den Widderstein" gemacht haben, dann kommen Sie direkt an der Hochalpe vorbei. Direkt dahinter ist der Hochalppass, worüber viele Walser Familien im 12./13. Jahrhundert aus dem Schweizer Kanton Wallis ins Kleinwalsertal wanderten und hier eine neue Heimat fanden.

Die Arbeit ist hart aber toll. Genau eingeteilt, sind alle Posten besetzt und Hand in Hand konnten wir an einem Tag eine große Weidefläche wieder top in Schuss bringen. Ich wurde zum "Schwend-Team" zugeordnet und nach mehreren Stunden Arbeit bin ich total zerkratzt, dreckig und hungrig, aber hoch zufrieden am oberen Ende der Weide angelangt.

Ach ja... es gibt auch ein Opfer zu beklagen. Als Herbert einen großen, verzweigten Ast ins Feuer warf, da verhängte dieser sich noch schnell in seiner Brille und so wurde aus der Gleitsichtbrille eine Gleitflugbrille. Da war nichts mehr aus dem Feuer zu retten und ich denke, wir sehen Herbert in ein paar Tagen mit einer topmodernen, neuen Brille! (Unter uns... so schön war die alte auch wirklich nicht!)

Es gibt noch eine wichtige Aufgabe... jeden Winter bringen die Lawinen unzählige Steine vom Berg herunter und verteilen diese auf der Weide. So wurde ein anderer Teil der Freiwilligen zum Steine räumen eingeteilt. Dabei werden die einzeln herumliegenden Steine zu Haufen zusammengetragen. So wurden es am Ende einige große Steinhaufen, anstatt unzähliger einzelner Steine.

Was ist das schönste am Arbeiten? Ja klar... Brotzeit! Auf der Wiese sitzend ist so ein belegter Semmel weitaus besser als jedes Sternemenü. Ich hätte gerne noch ein bisschen länger gearbeitet, aber ein Blick in den Himmel und ein Blick auf den Wetterradar zeigten uns, dass es nicht mehr lange bis zum Regenschauer ist. Also packten wir um halb drei zusammen und gingen zurück zur Bärgunthütte. Sabine erwartete uns bereits mit guter Stimmung, einem Radler und ihrem weltbesten Apfelkuchen. Kaum saßen wir unter der Markise, da regnete es in Strömen - alles richtig gemacht :-).