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17.07.2012 Von der Kanzelwand zur Alpe Schlappold

Ja, das war ja mal wieder ein super Nachmittag! Auch wenn es bei uns immer etwas zu tun gibt, war der Ruf des Berges lauter und so schnürte ich vor ein paar Tagen die Bergschuhe.

Meine Schwester Karin war gleich mit von der Partie und - wie in unserem Alter durchaus akzeptiert - nahmen die Kanzelwandbahn, um unsere Kräfte zu schonen und Zeit zu sparen, die wir dann lieber auf der Hütte verbringen.

Schöner geht es wirklich nicht mehr - herrliche Aussicht, perfekte Temperaturen und so marschierten wir stramm Richtung Gundsattel am schönen Burmi-Wasserweg und dem Riezler Alp Speicherteich vorbei. Wir entschieden uns für den Blumenweg und von da ab klickte mein Fotoapparat unentwegt. Die Alpenrosen und alles, was in unseren Bergen so wächst, steht in voller Blüte. Immer wieder faszinierend, wenn ich bedenke, wieviel Zeit ich in meinem kleinen Garten neben dem Haus verbringe, damit er einigermaßen gut aussieht und dort oben wächst alles viel schöner, ohne Unkraut jäten, düngen, Schnecken absammeln, umpflanzen, drappieren...

Unser Ziel war die Alpe Schlappold, deswegen haben wir die Bierenwang Alpe links liegen gelassen und sind den von dort weg ansteigenden Weg zur Fellhorn-Mittelstation weiter gelaufen. Direkt hinter der Station öffnet sich der Blick auf den Schlappoldsee und auch "schlappe" Wanderer schaffen die Auffahrt mir der Fellhornbahn und die kleine Runde um den See. Dies ist ein sehr, sehr schönes Fleckchen Erde und auf den vielen Ruhebänken oder einfach so im Gras sitzend ist das Panorama und das Gebimmel der 80 Kühe ein Genuß.

Wir waren so mit diesem "Genuß" beschäfftigt, daß ich das Gesperrt-Schild für den schmalen weiteren Wanderweg zur Schlappoldalpe gar nicht gesehen habe. Karin hatte es zwar noch entdeckt, aber ich war bereits weiter gelaufen und so rief Sie mir nur nach, dass "irgendwas" gesperrt sei. Nachdem wir dann mehr als die Hälfte des Weges gelaufen waren, wussten wir auch, daß es dieser Weg ist, denn hier gab es vor kurzem einen Murenabgang und nachdem wir nicht mehr zurücklaufen wollten, mussten wir nun knöcheltief durch den Schlamm waten. Noch eine Kurve und dann standen wir hinter einem Bagger. Schnell kraxelten wir den Berg hinauf und um die Baustelle herum. Ich blickte mich nicht nach dem Baggerfahrer um, aber ich bin sicher, bei soviel Ignoranz von uns machte er ein paar deutliche Handbewegungen....

Nun waren wir aber an unserem Etappenziel und rechts und links vom Weg werden die ankommenden Wanderer von allen tierischen Bewohnern begrüßt. Das sind 30 Schweine, mehrere Geißen, jede Menge Hühner und 2 total niedliche, schwarz-braune Kaninchen samt kleinen Mini-Kaninchen.

Immer mache ich die Fotos und damit ich selbst auch einmal drauf bin, gab ich Karin den Apparat und "drappierte" mich auf den schönen Holzbrunnen. Mit Schwung setzte ich mich darauf und genauso schnell hüpfte ich auch wieder herunter - das Wasser stand bin zur oberen Kante und meine Hose war klatschnass! Schon ein bisschen peinlich, wo soviele Leute herum sind, aber ein herzhaftes Lachen sei allen vergönnt :-).

Der selbsterzeugte Trinkjoghurt mit Früchten ist absolut empfehlenswert - dazu die tolle Aussicht in die Allgäuer Alpen und Sitzbänke mit Rückenlehne - ich wollte gar nicht mehr aufstehen....

In diesem Überschwang beschlossen wir, den steilen Weg hinter der Alpe auf den Fellhorngrat zu steigen. Achtung - dies ist nur was für Treppenfetischisten, denn der Weg führt fast ausschließlich über Treppen. Ich habe sie nicht gezählt, aber es sind bestimmt über 100 Stück und Abwechslung gibt es nur durch unterschiedliche Höhen und Breiten. Jedenfalls ein grauenhafter Aufstieg, aber.... am Grat angekommen sind alle Mühen sofort vergessen.

Es haut mich immer wieder aus den Socken, welch Panorama der Fellhorngrat bietet. Dieser ist ja unser Grenzberg zu unseren Oberstdorfer Freunden und ein Fuß läuft praktisch immer in Österrich und der andere in Deutshland. 360 Grad Panorama und Blumen wohin das Auge blickt und so hatten wir zu tun, um alles in uns aufzunehmen und nebenbei auch noch zu wandern.

Für den Nachmittag meldete der Wetterbericht Gewitter und es brodelte sich nun von allen Seiten zusammen. Ich mag Gewitter, deshalb genoß ich den Anblick der näher rückenden, schwarzen Wolken - am Widderstein konnte man bereits sehen, daß es in Strömen regnet.

Wir hatten ganz die Zeit vergessen und genau, als ich in weiter Entfernung die Kanzelwandbahn erblickte, fragte Karin, um welche Uhrzeit die letzte Gondel fährt. Oh nein - in 20 Minuten! Ausgeschlossen, daß wir die Gondel noch erreicht hätten.

Ausser uns war keine Menschenseele mehr am Berg und nun ging es auch so richtig los - erste, große Regentropfen sorgten bei uns für ein rasantes Tempe - bis Karin an der Fellhornbahn stehen blieb und meinte, daß es keine Rolle spielt, ob wir jetzt oder in 10 Minuten patschnass sind und sie hätte noch Durst! Na, super - auch das noch - also kehrten wir in der Gipfelstation Fellhorn ein - natürlich waren wir die einzigen Gäste und bestellten noch etwas zu trinken. Es regnete und gewitterte.

Nun aber weiter... die kurze Auszeit hatte sich gelohnt! Bald nieselte es bei uns nur noch leicht, aber wir konnten herrlich die wechselnden Regenschauer und Gewitter an den umliegenden Bergen beobachten. Soviel Glück musste genutzt werden und da die Kanzelwandbahn ja Betriebsende hatte, wählten wir gleich den Weg vom Gundsattel rechts über die Riezler Alpe ins Tal. Dieser ist im Moment nicht schön zu laufen. Zum Teil schulterhohe, nasse Gräser und Blätter säumten den schmalen Wanderweg und auch ohne Regen waren wir klatschnass.

Ab der Riezler Alpe führt der Weg durch den Wald in steilen Serpentinen nach unten und eine nasse Wurzel brachte mich noch kurz vor Ende der Wanderung zu Fall. Nicht schlimm, aber die Narben sind auch fast 2 Wochen nach dieser Tour noch sichtbar...

Alles in allem war es wieder eine ganz, ganz tolle Bergtour! Einfacher können Sie es sich machen, wenn Sie den Weg von der Schlappold-Alpe zur Fellhornbahn Mittelstation zurück laufen und von dort aus die Gipfelbahn nach oben nehmen. Falls Sie dann auch noch so rechtzeitig dran sind, daß Sie die Kanzelwandbahn erreichen können, dann ist es eine ganz gemütliche Unternehmung für einen tollen Tag!

Liebe Grüße von Ihrer Wanderfreundin Regine Hämmerle