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22.08.2017 Wanderung über die Ochsenhofer Scharte

Heute war wieder mal "mein" Wandertag. Ich wollte eine Tour über die Berge machen und plante den Weg über die Ochsenhofer Scharte. Letztes Jahr lief ich diese Tour auch einmal, als wir plötzlich mitten im Gewitter standen - die Wetteraussichten für heute waren perfekt - weit und breit kein Gewitter!

Um halb zehn trafen wir uns vor dem Haus und obwohl ich zweimal durchgezählt hatte, war einfach eine Person zuviel. Ach ja... Gisela hatte sich dazwischen geschummelt, um uns zu verabschieden und so zogen wir dann doch mit geplanten 11 Leuten und mir los.

Mit der Linie 1 fuhren wir nach Mittelberg und nachdem wir 2 Gondeln warten mussten, brachte uns dann die Walmendingerhornbahn ganz gemütlich auf 1.946 Meter Höhe. Schon die Auffahrt zeigt ein unglaublich schönes Bergpanorama und ich verstehe, dass viele Gäste einfach hinauf fahren und sich dort stundenlang am Anblick unserer Berge erfreuen.

Wir schauten uns ausgiebig um und dann ging es los! Den Großen Widderstein stramm vor uns, ging es die ersten Meter über den breiten Schotterweg abwärts, was immer ein bisschen in die Knochen pfeift. Dann wurde es ein normaler Bergpfad und mit leichten Schritten gingen wir an der Lüchle Alpe unterhalb des Muttelbergkopfes entlang.

Jetzt hatten wir die Kreuzung erreicht, an der der Abstieg nach Baad, der Weg zur Stierhofalpe oder der Aufstieg zur Ochsenhofer Scharte abzweigen. Es geht gleich einmal steil aufwärts und schon die ersten Meter forderten so manche helfende Hand, um die vielen Felsen zu bezwingen.

Besonders bemühte sich Helmut um seine Inge. Ich schrieb es der Tatsache zu, dass Helmut auch nach über 50 Ehejahren noch ein absoluter Gentleman ist, aber er erklärte uns, dass Inge eine sehr gute Rente hat und er deshalb besonders gut auf sie aufpassen muss... :-). Ich verstand! Allerdings brachte mich diese Erklärung auch total ins Schwitzen und ich beschloß, nun ganz intensiv das Überleben von Helmut im Auge zu behalten - was nützt die schöne Rente von Inge, wenn ER den Löffel abgibt?

Ich war froh, dass heute kein Nebel war - hatte ich doch vor Jahren bei dichtem Bodennebel und Sichtweite unter einem Meter einen unfreiwilligen Körperkontakt mit einem Pferd - seitdem plädiere ich dafür, dass auch Pferde Kuhglocken tragen müssen, damit man sie wenigstens hört, wenn sie schon nicht zu sehen sind!

Es sind nur 158 Meter Aufstieg, aber meine Leute meinten, gefühlt wären es mindestens 300 Meter. Ich habe es noch einmal zuhause überprüft - es sind wirklich nur 158 Meter, aber die sind am Stück und es geht über Stock und Stein!

Ein bisschen abgelenkt wurden wir durch das grandiose Panorama und trotz all der Schnauferei konnte ich noch vieles über unser Kleinwalsertal erzählen. Vielleicht werde ich die nächsten Tage noch punktuell überprüfen, ob auch alle zugehört haben, denn wir haben über die Einwanderung der Walser aus dem Kanton Wallis in der Schweiz um 1280 über den Gemstelpass und die Hochalpe gesprochen, den Viehbestand und die Alpwirtschaft im Kleinwalsertal, viele mögliche Wander- und Bergtouren, Hangrutschungen, Lawinen, Lawinenverbauungen, Wildbestand, Gesteinsarten, Entstehung der Alpen... Jetzt fällt mir erst auf, wie gescheit meine Leutchen heute wurden...

Alma erwischte mich mit mangelnder Botanik-Kentniss und ich fotografierte die Blume, um sie noch zu googeln und das Ergebnis dann nachzureichen. Liebe Alma - diese schöne lila Alpenblume nennt sich "Herbstenzian".

Endlich waren wir an der Scharte und nach den Anstrengungen des Aufstiegs waren wir auch ein bisschen desolat. Also machten wir eine ausgiebige Pause. Von der Ochsenhofer Scharte (1.850 Meter) aus hat man einen Blick über die kompletten 96 Quadratkilometer des Kleinwalsertales und ich bin auch mit 46 Jahren immer noch atemlos bei diesem tollen Anblick.

Die Schwarzwasserhütte fest im Blick, ging es nun abwärts. 3/4 des Weges sind ganz schön "rupfig", mit vielen Felsen, großen Steinen und ziemlich unwegsamen Gelände und ich war froh, dass es nicht mehr allzu weit war. Siegward preschte beim Abstieg nach vorne und meinte, er kann das Weizenbier schon riechen. Na also - die Mittagspause kann kommen!

Zunächst gab es noch einen "Arzttermin". Die Sohlen von Anna´s Schuhen wollten ein eigenes Leben führen und gingen ab. Sie hatte schon beim Aufstieg das Gefühl, die Schuhe würden quitschen und nun wußten wir auch den Grund dazu. Flugs holte ich einige Kabelbinder aus meinem Rucksack und wir machten die Sohlen wieder fest. Das brachte viel Freude - hatte mein Vater doch gerade gestern Abend im Wintergarten davon gesprochen, was man mit Kabelbindern alles festbinden kann und meine Gäste waren auch gleich sehr phantasievoll, was man mit den Dingern so alles anstellen kann. Helmut versprach noch, für den heutigen Abend ein Gedicht auf Anna und die Kabelbinder zu machen!

Wir saßen über eine Stunde und nachdem auch der letzte Krümmel vom Kaiserschmarren verputzt war, machten wir uns dann wieder langsam auf die Socken. Anne und Martin waren unsere laufstärksten Wanderer - sie hätten die Tour wahrscheinlich in der halben Zeit geschafft. Wir anderen brauchten ein bisschen länger, gerade weil der Weg von der Schwarzwasserhütte bis zur Auenhütte auch mit vielen Steinen durch das Hochmoor gepflastert ist.  Auf den großen Steinen vor der Melköde machten wir noch eine letzte Rast, denn wir hatten nun nur noch das Rentner-Rennstück vor uns.

Ich erzählte noch von dem großen Lawinenunglück 1952, als im Februar eines Nachts über eine Länge von 800 Metenr die Lawine auf der Südseite des Ifen auf die Hochebene des Schwarzwassertales schoß und 20 Menschenleben forderte. Dies war eines der schwersten Lawinenunglücke im gesamten Alpenraum, aber sofort fielen den anderen noch mehrere Todesfälle ein... man sollte wirklich nicht zuviel vom Sterben sprechen - nicht, dass das noch abfärbt...

Nun ging es flott bis zum Speicherteich des Ifen-Schigebietes. Ich lief ein Stück mit Alma und während wir so erzählten, löste sich der linke Bergschuh nach und nach in seine Einzelteile auf. Ich machte mich schon darauf gefasst, dass ich Alma noch über die Schulter schmeißen und die letzten Meter zum Bus tragen werde, aber die letzte Schicht Sohle hielt doch noch durch!

Genau rechtzeitig zur Busabfahrt erreichten wir die Auenhütte, warfen noch einen kurzen Blick auf den Neubau der beiden Ifen-Bahnen und schon ging die Fahrt nach Hause.

Herzlichen Dank meinen Mitwanderern - ich bin mit 11 Leuten lebend los und mit 11 Leuten lebend wieder heim gekommen...

Grüße von Regine