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30.09.2012 Abgebrochen und umgekehrt...

Pläne sind ja manchmal dazu da, um sie einfach wieder über den Haufen zu schmeissen.

Vor einigen Tagen strahlte die Sonne wieder so vom Himmel, dass ich unbedingt am Nachmittag schnell noch auf den Berg wollte.

Ich überlegte mir, den Zweiländer-Klettersteig zu gehen, da er mit insgesamt ca. 3 Stunden (Bergstation Kanzelwand bis wieder Bergstation) genau das richtige Programm für einen Nachmittag ist.

Meine Schwester Karin war sofort einverstanden und so trafen wir uns um 13:00 Uhr an der Talstation der Kanzelwandbahn. Letzten Herbst sind wir ja an einem ganz tollen Tag über den Mindelheimer Klettersteig gelaufen. Dieser ist mit 8,5 Stunden Gehzeit (3 Stunden Zustieg, 2,5 Stunden Klettersteig, 2 Stunden Abstieg) zwar recht lang, aber mit ein bisschen Kondition ganz gut zu meistern.

Beim Zweiländer-Klettersteig erfolgt der Zustieg von der Kanzelwand aus über den Krumbacher Höhenweg und nach ca. 1 Stunde standen wir am Startpunkt. Die Vorraussetzungen waren zu diesem Zeitpunkt schon nicht optimal: Es waren lediglich noch 4 weitere Kletterer im Fels und diese hatten schon mindestens 1,5 Stunden "Vorsprung". Zudem war der Fels (der Klettersteig liegt Nordseitig der Kanzelwand) an den meisten Stellen nass und schmierig.

Trotzdem legten wir noch frohen Mutes unsere Ausrüstung an und Karin kämpfte sich als erste in die sofort im Schwierigkeitsgrad C und D gelegenen Passagen. Im Klettersteig gibt es 5 Schwierigkeitsstufen (A=wenig schwierig, B=mittel schwierig, C= schwierig mit steilem bzw. sehr steilem Felsgelände, oft ausgesetzt und kleine Tritte, D= sehr schwierig mit senkrechtem, oft auch überhängendem Gelände, sehr ausgesetzt und E= extrem schwierig, alles ausgesetzt und sehr kleine Tritte bzw. Reibungskletterei.

Karin hatte weniger Probleme im Fels, aber mir machten die kleinen Tritte im glatten Fels zu schaffen und die rutschigen Passagen taten ihr Übriges. Ich jammerte von Anfang an schon ein bisschen rum und Karin versuchte ihr bestes, mich aufzumuntern. Ich wusste auch, dass wir schon schwierigere Klettersteige gemeistert haben, aber heute packte mich die nackte Angst!

Schritt für Schritt ging es nach oben, wobei viel Klettererfolg über die Arme ging. Nach einer Weile hatte ich dann aber genug - ein langer, kraftraubender und teilweise überhängender Quergang, sowie die Seilbrücke lagen noch vor uns und ich wollte vermeiden, dass die Flugrettung noch wegen mir ausrücken muss, nur weil ich im Fels baumle und nicht mehr weiter komme. Schon viele Kletterer benötigten an diesen Passagen Hilfe, da sie abgeschmiert sind und nicht mehr aus eigener Kraft an den überhängenden Passagen an den Fels gekommen sind. Da keine anderen Kletterer mehr - im Notfall zu meiner Rettung - in Reichweite waren, rief ich also zu Karin nach oben, dass ich umkehre!

Sie war doch ein bisschen erstaunt, aber ohne ein Gegenwort drehte sie sofort um und kletterte wieder zu mir zurück. Hinunter ist ja nicht einfacher als hinauf und sie bot mir an, vorzuklettern und mir bei den Tritten zu helfen. Das schaffte ich aber noch und nach einer Weile standen wir gescheitert, aber glücklich wieder am Felseinstieg.

Nachdem wir die 1 Stunde wieder auf die Bergstation zur Kanzelwand gelaufen sind, genehmigten wir uns noch eine ausgiebige Pause und beschlossen, bei besseren zeitlichen und psychischen Bedingungen (von mir!) den Klettersteig mit der Bergschule (sehr empfehlenswert!) Kleinwalsertal zu machen.

Ich berichte Ihnen dann...

Viele Grüße von Ihrer Abbrecherin Regine Hämmerle