Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
zurück

08.07.2015 Auf und davon... zur Hammerspitze

Das war vielleicht ein klasse Tag! Ich hatte am Nachmittag frei und so beschloß ich, eine Bergtour zur Hammerspitze zu machen.

Zunächst ging es ganz entspannt mit der Kanzelwandbahn nach oben. Das ist bequem, spart enorm an Zeit und Kondition, und die Aussicht auf Riezlern und die Seitenorte Egg und Schwende sind perfekt.

Ein kurzer Blick auf die Liegestuhlterrasse und die Sonnenterrasse direkt bei der Bergbahn - hier lies es sich wunderbar aushalten, während im Tal [CUT] unten die Hitze das Thermometer auf 30 Grad klettern lies.

Ich startete oberhalb des Adlerhorstes vorbei auf den Kuhgehrensattel. Von dort führt ein ganz kurzer Weg noch in 15 Minuten nach rechts auf die Kuhgehrenspitze (1.910 Meter) und die Aussicht hinunter ins Tal ist auf jeden Fall diesen Abstecher wert! Ich nahm jedoch den linken Abzweig in einer Stunde auf die Hammerspitze (2.170 Meter).

War der Weg bisher meist sehr einfach begehbar, so verwandelt er sich hier bald in einen über Geröll und Fels führenden, zum Teil recht steilen Pfad. Ich gewann sehr schnell an Höhe und genoß es, ganz alleine auf diesem Weg zu sein.

Unterhalb des Gipfels trifft auch der schmale, ausgesetzte Gratweg vom Kanzelwandsattel aus kommend, auf diesen Weg. Dieser ist nicht ganz ungefährlich und deshalb auch nicht markiert - allerdings kam gerade eine Gruppe mit Bergführer und im "Windschatten" hatten sich gleich mehrere Wanderer angehängt.

Ein schnelles Gipfelfoto und dann suchte ich mir lieber ein ruhigeres Plätzchen. Nie schmeckt eine Brotzeit besser als auf einer Bergspitze! 360 Grad feinstes Panorama, mein Schinkensemmel und... ein "Streitgespräch" über´s Wetter. Es war ziemlich windig, denn für Mittwoch war der Durchzug einer Schlechtwetterfront gemeldet worden.

Ich studierte gerade meine Wanderkarte, als sich plötzlich ein Mann neben mich setzte und erklärte, dass Wind aus Osten ein ganz schlechtes Zeichen bedeutet. Ich erwiderte, dass die Sonne jetzt im Süden steht und der Wind über den Ifen und somit aus Westen kommt, aber er wollte es partout nicht glauben. Er klärte mich noch ein bisschen über die 4 Himmelsrichtungen auf, aber da ich meinen Kompass vergessen hatte und er anzweifelte, dass auf meiner Wanderkarte Norden oben ist, ignorierte ich ihn einfach. Am gestrigen Abend ging also zum ersten Mal die Sonne im Osten unter und heute früh im Westen wieder auf!

Von nun an ging es bergab Richtung Wannenalpe. Das war kein Hochgenuß, denn ich war flott dran und der Rollschotter unter meinen Füßen beschleunigte ungewollt meine Schritte. Meine Stöcke retteten mehrmals meine Kehrseite vor unsanftem Bodenkontakt und endlich kam ich bei der Wannenalpe an. Ich lag noch gut in der Zeit und entschied mich deshalb für den längeren Weg über die Fluchtalpe. Der erste Wegabschnitt führt über unzählige Wurzeln, aber dann wird der Weg besser und in vielen Serpentinen geht es zügig abwärts zur Fluchtalpe.

Nun war Zeit für eine Einkehr! Unterwegs hatte ich noch 2 Allgäuer überholt, die von der Fiderepasshütte kamen und wurde beauftragt, schon einmal 2 Bier zu bestellen. Diese Einkehr lohnte sich! Die Hütte hat eine stufenförmig angelegte Terrasse mit einem schönen Brunnen und ich saß gerade an der Hüttenwand, da "krochen" 3 ältere Leute von unten auf die Terrasse.

Der Mann zog sofort sein Hemd aus, breitete seine Arme aus und gerade als ich dachte, er würde gleich davon fliegen, da verschwanden Kopf, Schultern und Arme unter Wasser. Seine beiden Frauen packten in der Zeit den Rucksack aus und beförderten Waschlappen, Handtuch und Badelaken ans Tageslicht. Sekunden später tauchte er wieder auf, schüttelte sich und prustete lauthals durch die Gegend. Ein eingespieltes Team - die beiden "Mädchen" trockneten ihn von oben bis unten ab und dann war er schon einmal frisch gebadet! Nun waren die beiden Frauen an der Reihe. Er schrubbete immer Eine mit dem eiskalten Waschlappen ab und die Andere kam gleich mit dem Handtuch hinterher. So funktionert eine Alpen-Waschstraße! Es war zum totlachen und wenn nicht gerade die beiden Allgäuer gekommen wären, dann hätte ich alles auf meinen Foto gebannt.

Als die Badezeremonie beendet war, nahme die Frauen im Schatten Platz und der Mann kam zur Bestellung der Getränke an die Hüttentüre. Ich half ihm dann, die Getränke an den Tisch zu tragen, denn seine Frauen seien "fetza-hiee" (zu deutsch: maus-tot!). Der Hüttenwirt fragte, ob sie vom Tal her kämen, aber nein - die 3 kamen von der Mindelheimer Hütte! Da war ich wirklich beeindruckt, denn der Abstieg über die Kemptner Scharte ist extrem schwer! Ich verbeugte mich innerlich bis auf den Boden - die 2 Frauen waren 82 und 85 Jahre alt und der Mann wird auch bald 80!

Nun war es nicht mehr weit bis ins Tal und auf breitem, gemütlichem Weg nahm ich noch die letzte Etappe in Angriff.

Die Wegzeit von der Bergstation der Kanzelwandbahn bis Höfle ist ca. 6 Stunden und hat ca. 330 Meter im Aufstieg und 1.150 Meter im Abstieg. Die Wegbeschaffenheit ist sehr unterschiedlich: Kies, Schotter, Rollschotter, Fels, Erdboden, Wurzeln...

Viele Grüße von Ihrer Wanderfreundin Regine