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23.02.2021 Das Schwarzwassertal - soooo schön!

Ja - das ist schon so ein besonderes Fleckchen... im südwestlichen Teil des Kleinwalsertales gelegen liegt dieses Tal am östlichen Rand des Hohen Ifen (2.230 Meter hoch) und erhielt seine Gestalt durch das Abschleifen der Gletscher nach der letzten großen Eiszeit. Damals gab es auch gewaltige Felsstürze mit ca. 8 Millionen qm. Volumen vom Ifen-Plateau und heute noch sind hausgroße Gesteinsblöcke vor allem im vorderen Bereich des Schwarzwassertales links und rechts vom Weg und geben dem Tal sein verwegenes Landschaftsbild. Der letzte große Felssturz war Anfang Dezember 1969 auf der Nordseite des Ifen mit ca. 50.000 qm. Gesteinsmassen in die Ifenmulde.

Losgewandert sind wir an der Auenhütte. Viele Tourengeher kamen bereits wieder vom Berg und stärkten sich an der Auenhütte "to go". Am meisten vermisse ich in diesem sonderlichen Jahr, dass wir irgendwo einkehren können. Es gibt nichts Gemütlicheres, als in der Sonne an einer Hütte zu sitzen und mit den anderen Wanderern zu schwätzen - natürlich auch mit Brotzeit und Bier! Bald kommt diese Zeit wieder und das wird dann unglaublich gut werden!

Über den kleinen Buckel erreichten wir schon den Speicherteich und sind dann weiter über den breiten Wanderweg zur Melköde gelaufen. Sie wissen ja, dass wir im Kleinwalsertal 3 Klimazonen von 1.000 bis 2.536 Meter haben - so haben wir auf kleinstem Raum nicht nur vielfältiges Wetter - wo es durchaus auf dem Berg regnen kann und im Tal die Sonne scheinen, sondern auch mehrere Tier- und Pflanzenarten, die nur in einer bestimmten Höhenlage vorkommen. Eine weitere Klimazone beginnt derzeit am Söllereck. Während bei uns noch richtig Winter ist, beginnt vom Söllereck abwärts bereits der Frühling und je weiter hinaus es ins Allgäu geht, umso grüner wird es. So haben wir gestern unsere Räder aus dem Keller geholt und eine große Allgäurunde gedreht.

Heute haben auch die Nordischen Schiweltmeisterschaften in Oberstdorf begonnen - am Donnerstag finden die ersten Bewerbe statt. Ich bin sehr gespannt, welche Bilder dort eingefangen werden. Im Stillachtal - dem Hauptort für die Langlaufbewerbe wird noch dicker Winter sein, aber der Ausblick von der Schanze wird ein fast schneefreies Oberstdorf zeigen.

Also - zurück ins Walsertal. Heute Nacht wehte Saharastaub bis zu uns und sorgte dafür, dass der Himmel zwar blau, aber trotzdem ein bisschen milchig war. Die Temperaturen sind die ganze Woche schon total warm und erinnern so gar nicht an den Februar! Auf dem Weg zur Melköde geht es ja zunächst durch wilde Felsbrocken, bevor sich im hintersten Drittel urplötzlich eine große Ebene öffnet. Ich glaube, es ist die größte Ebene des Kleinwalsertales, und schon 1.648 wurde die Alpe Melköde erstmals im Alpbuch erwähnt. Seit dieser Zeit sind hier den ganzen Sommer über immer Milchkühe und versorgen die vielen Wanderer mit einem herrlichen Gebimmel, frischer Milch und Bergkäse aus eigener Sennerei.

Ein Lawinenwarnschild sperrte dann den Weg und lenkte die Wanderer über die große Ebene. Nicht zu Unrecht, denn an den steilen Hängen des Ifen gibt es den ganzen Winter über Lawinen. So führt der Weg auch an einem kleinen Bildstöckle vorbei. Hier wird der 20 Bergkameraden, die bei einem der damals größten Lawinenunglücke in den Alpen am 11.02.1952 ums Leben kamen, gedacht. Eine alte Walserin hat mir einmal lebhaft die Katastrophe erzählt, bei der ihr Vater und viele Helfer aus dem Tal zu Fuß zur Lawine geeilt sind und mit Händen und Schaufeln die Opfer in tagelanger Suche ausgegraben haben. An der Stelle des heutigen Bildstöckle stand damals die Hütte, in der die Bergsteiger übernachteten, als die Schneemassen kamen.

Schon waren wir bei der Hütte und fanden auch ein schönes Plätzchen für unsere Rast. Im Sommer gibt es hier auch Molkeschweine - das sind glückliche Alpschweine, die mit Molke, einem sehr gesunden Nebenprodukt der Bergkäseherstellung, gefüttert werden - allerdings hat der Schnee deren Unterstand umgeworfen und dieser muss bis zum Einzug der Schweine erst noch repariert werden! Ach ja... und der Schnee vom Dach, der gerade auf der Terrasse liegt, muss auch noch tauen, bevor die ersten Wanderer hier wieder versorgt werden! Dann ist zum Glück auch die Brotzeit aus dem Rucksack wieder überflüssig!

Wir machten uns wieder auf - diesmal sind wir komplett über die Wiese gelaufen und gar nicht erst auf den Wanderweg abgebogen. Die Schneedecke ist dick, aber gut tragfähig... bis auf wenige Stellen, bei denen der Fuß plötzlich bis zum Knie weg ist. Das war total lustig, weil es jeden von uns unvermittelt traf und für viel Gelächter sorgte. Bald darauf waren wir zurück am Speichersee und liefen den unteren Weg zum Klettergarten. Von dort ging es bis zur Fuchsfarm der Straße entlang und dann einfach über die Parsennpiste nach Hause.

Wie immer - es war ein herrlicher Nachmittag und hat unsere roten Blutkörperchen wieder so richtig gepuscht - auch wenn meine Schwester sich "sorgte", dass der viele Sahara-Sand noch eine Staublunge auslösen könnte!

Übrigens... als ich gerade meinen Bericht noch einmal gelesen habe... Felsstürze, Lawinenunglücke... was ist denn das für ein schauerlicher Bericht! Es ist wunderschön hier und Sie sehen ja schon an den Bildern, auf denen meine Schwestern zu sehen sind - keine Helmpflicht!!!

Bis bald, Regine