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22.10.2014 Mit uns die Sintflut

Der Wetterbericht hatte Recht. Am Wochenende herrschte ein absolutes Traumwetter. Dazu war es auch noch total still, denn die Baustelle musste ruhen. Dafür ging es am Montag bereits um 07:00 Uhr los - es rumpelte auf dem Dach und die Abdeckplanen wurden geöffnet. Der Vormittag zeigte eigentlich noch nicht viel Ergebnis - dauernd wurde vermessen und mal die Sockel ein paar Millimeter auf und dann wieder abgesenkt.

"Das kann ja heiter werden", dachte ich mir: "Machen hier ewig rum und nichts passiert?". Für Dienstag, Mittwoch und Donnerstag waren die Wettervoraussagen eine Katastrophe. Als ich zum kochen ging, sah man ausser ein paar Latten am Boden noch nichts. Mein Vater kam eine halbe Stunde später und berichtete, es ständen bereits 2 Wände. Ich war sicher, er würde mich veräppeln, aber am Nachmittag "flog" Wandteil für Wandteil mit dem Kran ein und sie hatten so gut gemessen, dass alles auf Anhieb passte. Ich war total fasziniert, wie ein ganzes Stockwerk so schnell zusammengezimmert wurde.

Gegen Abend kam Wind auf und schon begann es wieder zu regnen. Die Pfetten konnten noch verankert werden und dann wurden einfach ein paar Sparren aufgelegt, damit die Plane einen Halt fand. Der Dienstag Morgen brachte dann eine unangenehme Überraschung. Mein Vater kam aus dem Stall direkt zu uns und berichtete, dass das Wasser bis im Keller war. Na klasse! Unser schönes Treppenhaus mit dem Teppich und einer dicken Unterlage war patschnass und von oben plätscherte es munter durch die Plane. Ich habe sämtliche Lumpen zum auftrocknen geholt, aber ich bin mir nicht sicher, ob der Teppich nicht raus muss.

Gestern konnte am Vormittag nicht auf dem Dach gearbeitet werden - der Regen war einfach zu stark. Dafür sind die Installateure mit den Vorbereitungsarbeiten am Werk und verziehen die Wasserleitungen, Abflußrohre, Entlüftungen, Heizungsrohre...

Am Nachmittag beruhigte sich das Wetter und eilig wurde die Nordseite verschalt. Der nächste Regen setzte bereits wieder ein und da für den Abend Sturm erwartet wurde, wurden 2 Planen übereinander vernagelt. Dann füllten wir noch alle Container mit den Altstoffen und warteten auf das, was kommen sollte. Es kam - und wie! Noch nie habe ich so einen heftigen Sturm (die Nachrichten sprachen von 140 km/h) bei uns erlebt.

Es knallte auf dem Dach, dauernd rumpelte etwas und flog durch die Gegend. Aus der Erfahrung der letzten Nacht mit dem überschwemmten Treppenhaus wollte ich noch einen Rundgang machen, ob wir diesmal dicht sind. Mit meiner Taschenlampe bewaffnet bin ich also in den 3. Stock. Es war so zum fürchten, dass ich schnellstens wieder den Rückzug angetreten habe. Die Plane knallte wie ein Kanonenschlag gegen die Balken, es blitzte und donnerte, das Wasser schoss über die Plane und klatschte auf das Gerüst und in den Räumen rutschte das Material umher. Ich war mir sicher, jederzeit würde entweder das Dach und die Wände komplett wegfliegen oder zumindest einstürzen.

Ich traute mich nicht mehr, im Wohnzimmer zu sitzen - das liegt ja genau unter der Terrasse - und hätte dem abstürzenden 3. Stock wohl nicht standhalten können. Deshalb bin ich sofort ins Bett gegangen. Gerade im Tiefschlaf weckt mich auf einmal mein Mann - er hatte gegen 23:00 Uhr noch einmal nach dem Rechten gesehen und das Dach war zu einem Teil vom Sturm aufgedeckt. Ein riesiger Wassersack hatte sich zwischen den Sparren gebildet und daneben schoss das Wasser nur so herein. Völlig daneben stand ich wieder auf, zog Regenjacke und Schuhe an und mit Taschenlampen bewaffnet, sind wir wieder auf die Baustelle.

Es war wie in einem Katastophenfilm oder im stockdunkeln in der Via-Mala-Schlucht. Es schüttete, der Wind pfiff, es war stockdunkel und jederzeit drohte der Wassersack zu platzen. Floh suchte eine Leiter und kletterte durch das Loch auf´s Dach. Ich holte alle verfügbaren Wäschewannen, um das Wasser aufzufangen. Dann zerrte Floh an der Plane und ich versuchte, mit einer langen Holzlatte den Wassersack nach oben zu drücken (was natürlich nicht gelang). Endlich hatte er das Loch mit der 2. Folie abgedeckt und kletterte wieder herunter. Zu zweit schafften wir es dann irgendwie, das Wasser rauszudrücken und dann gingen wir erst mal entmutigt ins Bett. Ich konnte gar nicht mehr schlafen, denn das Szenario draussen änderte sich nicht und ich war sicher, morgens die totale Überschwemmung vorzufinden.

Hurraaa!!!! Alles Gut! Die Sache hatte sich gelohnt und beim Lokalaugenschein war morgens die Plane noch am richtigen Ort.

Der Blick aus dem Fenster brachte dann auch die Erkenntnis, dass der Wetterbericht recht hatte - es gab in der Nacht einen Temperatursturz und morgens war alles weiß. Heute schneit es schon den ganzen Tag und bis morgen werden über 50 cm Neuschnee erwartet.

Jedenfalls habe ich zu Floh gesagt, wenn ich das nächste Mal Umbaupläne habe (was sicher nicht mehr der Fall sein wird!), dann muss er mich sofort ordentlich verhauen und so lange im Aufzugsschacht einsperren, bis ich wieder zur Vernunft gekommen bin! Ich finde umbauen seit gestern nämlich total schrecklich!

Liebe Grüße von Regine Hämmerle